Es war ein würdiger Auftakt und gleichzeitig der erste Höhepunkt des Stadtpatronefestes: das Festhochamt mit Kerzenopfer des Rates der Stadt Bonn und die sich anschließende Prozession zur – nach Jahren der Sanierung – wiedereröffneten Krypta des Bonner Münsters. Dort fanden die Feierlichkeiten einen (ersten) Abschluss, zum ersten Mal nach langer Zeit wurde in dem romanischen Gemäuer gemeinsam das Gebet der Stadt gesprochen, bevor das Stadtpatronelied erklang.
Mit dabei waren unter anderem Oberbürgermeisterin Katja Dörner, diverse Studentenverbindungen und Fahnenabordnungen, Ritterorden und Vertreter aus Politik, Verwaltung und von der Cassiusbruderschaft. Neben den geladenen Gästen waren auch zahlreiche andere Gläubige in die Kirche Sankt Remigius gekommen, um der Stadtpatrone Cassius und Florentius zu gedenken. Außerdem verfolgten viele Bonnerinnen und Bonner das Festhochamt im Internet, denn die Feierlichkeiten wurden per Live-Stream übertragen.
In seiner Predigt stellte Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken die Bedeutung von Cassius und Florentius, die seit dem Jahr 1643 als Stadtpatrone von Bonn verehrt werden, auch für die heutige Zeit hervor.
Das christliche Gedankengut dürfe nicht ausgeklammert oder gar gelöscht werden. Denn dann „entziehen wir unserem System etwas, was für seinen inneren Bestand zwingend erforderlich ist“, so der Stadtdechant. Daher könne es dem Staat nicht gleichgültig sein, wie es den Kirchen gehe. Denn sie seien genuiner Partner in der Sicherung „der geistigen Fundamente unsere Gesellschaftsordnung“. Somit verletze es nicht die Neutralität des Staates, wenn er die christlichen Kirchen fördere, wenn auch in staatlichen Einrichtungen christliches Gedankengut vermittelt werde.
„Es wäre bedeutsam, dass wir auch weiterhin aktiv unsere christliche Kultur pflegen“, so Picken. Und zwar nicht, damit jeder Christ oder katholisch werde, „sondern damit die geistigen Grundlagen von Staat und Gesellschaft sicher bleiben“. Auch wer das Stadtpatronefest nicht als en christliches Fest begehen würde, würde doch verstehen, warum Cassius und Florentius verehrt würden. „Sie sind Vorbilder für Zivilcourage und für Humanität“, so Picken. Und erinnerten uns daran, was Staat und Recht vorausgehe und was es zu bewahren gelte. „Wir dürfen unsere geistlichen Ressourcen genauso wenig riskieren wie die materiellen Ressourcen von Schöpfung und Umwelt“, appellierte der Stadtdechant. „Beides ist bedeutsam für die Existenz kommender Generationen. Nicht zuletzt deshalb wahren wir heute das Gedächtnis an unsere Stadtpatrone, Cassius und Florentius.“
Zuvor hatte die Oberbürgermeisterin die Bittkerze des Stadtrates entzündet. Das Kerzenopfer geht bis ins Mittelalter zurück. In einem Protokoll des Cassius-Stiftes aus dem Jahr 1595 ist von sechs Wachskerzen die Rede, die der Magistrat der Stadt gestiftet hat. Heute ist auf der Kerze die Aufschrift „Cassi, Florenti orate pro nobis – Der Rat der Stadt Bonn“ zu lesen.
Die beiden Stadtpatrone, Cassius und Florentius, waren im Rheinland stationierte Söldner aus dem Norden Afrikas. Sie starben Ende des 3. Jahrhunderts den Märtyrertod, weil sie nicht gegen andere Christen kämpfen wollten. Alljährlich wird ihrer beim Stadtpatronefest gedacht.