Zum Inhalt springen

Samstag, 30. Mai 2020 :Tagesimpuls von Gabriele Althen-Höhn

Letzte Worte
Datum:
30. Mai 2020
Von:
Barbara Ritter

„Mein Mann fiel so schnell ins Koma, ich konnte ihm nicht mehr sagen, ich bin da, ich bin bei dir. Gestern noch auf der Überholspur, heute nicht mehr ansprechbar und das sechs Wochen lang.“ Der Patient auf der Intensivstation befindet sich nach sechs Wochen im Koma auf dem Weg der Besserung. Der ihn behandelnde Arzt sagt, er brauche noch Geduld, er sei einen schwierigen Weg gegangen, aber jetzt schon weit gekommen. Niemand, kein Arzt der Welt kannte dieses Corona-Virus. Der Arzt sagt auch, er habe so was noch nicht erlebt: „Ich muss oft innehalten, selbst Kraft schöpfen, um weiterarbeiten zu können.“  Eine Ärztin dachte anfangs, am liebsten hätte sie dieses Virus und dann habe sie Ruhe. Sie hat ihre Meinung grundlegend geändert: Dieses Virus ist schneller und gefährlicher, als jedes bisher bekannte Virus, es kann nicht nur die Lunge angreifen, sondern auch Herz und Nieren, es kann langwierige unabsehbare Nachwirkungen haben.

Wie Menschen in ausweglosen Situationen nicht aufgeben, vielmehr Hoffnung gewinnen können, davon erzählt die Geschichte eines Kirchenliedes. Der Kantor der Johanneskirche in Jena, Severus Gastorius, war schwer erkrankt; die Ärzte hatten ihn aufgegeben und er wusste das. Sein Freund, der Lehrer Samuel Rodigast brachte ihm eines Tages ein Gedicht mit, das er seinem totkranken Freund zum Trost geschrieben hatte: „Was Gott tut, das ist wohlgetan, wie er fängt seine Sache an, will ich ihm halten stille. Er ist mein Gott, der in der Not mich wohl weiß zu erhalten. Drum lass ich ihn nur walten.“ Und weiter heißt es: „Es mag mich auf die raue Bahn Not, Tod und Elend treiben, so wird Gott mich ganz väterlich in seinen Armen halten, drum lass ich ihn nur walten.“ Der Kranke soll dieses Gedicht immer wieder vor sich hingesagt haben. Es stärkte ihn offensichtlich und er konnte eine Melodie zum Gedicht schreiben. Er bat darum, dieses Lied bei seiner Beerdigung zu singen. Soweit kam es aber – zunächst – nicht; es ging ihm besser. In den Wochen seiner Genesung stellte sich der Chor, den er als Kantor leitete, vor seinem Krankenzimmer auf und sang sein Lied. (Später im Jahr 1724 hat Johann Sebastian Bach das Kirchenlied als Choralkantate vertont.)

Was hat der Familie des Corona-Patienten in unserer Zeit geholfen in ihrer Angst um den geliebten Menschen? Familie und Freunde haben Kerzen aufgestellt und für den Erkrankten, die Ärzte, Pfleger, Schwestern gebetet - Worte und Taten des Heiligen Geistes.