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„Kölner Hochschulfrage: Zusätzlicher Ballast für das Erzbistum Köln“:Stadtdechant Picken teilt Kritik des Bonner Dekans an „Woelki-Universität“

Münsterpfarrer sieht Problem in Theologischer Hochschule: Studieren in einer kirchlichen Blase
Die Priesteramtskandidaten wohnen während ihres akademischen Studiums im Bonner Theologenkonvikt „Collegium Albertinum“
Datum:
7. Juli 2022
Von:
Stefan Schultz

Kölner Theologenausbildung erfolgt an Exzellenzuniversität
„Es braucht keine Alternative zur Bonner Fakultät“

Bonns Stadtdechant, Dr. Wolfgang Picken, vertritt die Auffassung, dass es für die Theologenausbildung im Erzbistum Köln keine Alternative zur Bonner Fakultät braucht. Damit unterstützt er den Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Bonner Universität, Prof. Dr. Joachim Sautermeister. Dieser hatte sich jüngst im Kölner Stadtanzeiger kritisch zur Katholischen Hochschule für Katholische Theologie in Köln, der sogenannten Woelki-Hochschule, geäußert. „Die Bonner Theologische Fakultät ist Teil der Exzellenzuniversität in Bonn. Sie ist personell gut aufgestellt und akademisch profiliert. Es ist nicht erkennbar, wieso es für die Ausbildung der Theologen im Erzbistum Köln dazu eine Alternative braucht“, so Bonns Stadtdechant.

Es fehlt Rechtfertigung für eine Theologische Hochschule
Aufwand und Nutzen stehen in keiner Relation

Es fehle eine nachvollziehbare Rechtfertigung für den Aufwand, den der Betrieb der kirchlichen Hochschule in Köln kostet. Fragwürdig sei zudem, ob das Erzbistum Köln ihre Existenz nachhaltig sicherstellen könne. Das Kölner Hochschulprojekt werde deshalb von vielen als wirtschaftliches und personelles Abenteuer bewertet. Es fordere jährlich 6 bis 8 Millionen Euro und theologisches Lehrpersonal, an dem im deutschen Sprachraum Mangel besteht. „Bis die kirchliche Hochschule in Köln die akademische Qualität und das theologische Knowhow der Bonner Fakultät erreicht hat, werden Jahre ins Land ziehen, wenn es denn überhaupt so weit kommt“, so Picken. Das Projekt werde ohne erkennbare Not enorme Ressourcen binden, ohne dass ein Erfolg garantiert werden könne. „Angesichts zurückgehender Finanzmittel und extremer Sparzwänge für alle Bereiche des kirchlichen Lebens muss gefragt werden, ob der mit der privaten Hochschule verbundene Aufwand verantwortbar ist“, äußert der Stadtdechant: „Es braucht sehr gewichtige Gründe, wenn dem Erzbistum Köln der staatlich finanzierte Studiengang in Bonn nicht mehr ausreicht!“  Kardinal Woelki habe eine Diskussion über die Zukunft der kirchlichen Hochschule in Köln in den Gremien des Bistums zugesagt. Diese sei nun zeitnah erforderlich, da das Hochschulprojekt in Köln bereits erhebliche Kosten verursache und nachhaltige finanzielle Verpflichtungen auslöse.

Theologiestudium an Gesamtuniversität ist zeitgemäß
Problem Theologischer Hochschule: Studieren in einer kirchlichen Blase

Eine solche Debatte muss nach Einschätzung des Bonner Stadtdechanten nicht nur die Qualität der Theologie und die Kostenseite im Blick haben. Zentral sei auch, dass die Einbindung des Theologiestudiums in eine Gesamtuniversität bedeutende Impulse für die Theologenausbildung setzt. „Eine Isolation der Theologenausbildung sendet die falschen Signale, denn theologische Hochschulen entwickeln sich schnell zu einer kirchlichen Blase. Die zukünftigen Priester, Pastoralreferenten und Religionslehrer brauchen aber eine Offenheit für die Welt. Auch deshalb ist das Studieren an einer Gesamtuniversität mit der Verbindung zu anderen Fakultäten und Studierenden wichtig“, führt der Bonner Theologe und Politikwissenschaftler weiter aus.

Verletzung des Konkordats?
Zukunftsgefährdung der Bonner Fakultät

Besonders besorgt äußert sich Stadtdechant Dr. Picken über den Hinweis des Bonner Dekans zu den bestehenden Verpflichtungen, die sich aus dem Konkordat ergeben: „Es muss verhindert werden, dass durch das Kölner Hochschulprojekt das Konkordat verletzt und leichtfertig das Verhältnis zwischen Staat und Kirche belastet wird.“ Gegenwärtig gäbe sich keine Signale dafür, dass der Staat das Konkordat in Frage stelle. Vielmehr sei eine deutliche Unterstützung und Förderung der Bonner Fakultät durch die Regierung in Nordrhein-Westphalen zu erkennen. „Das Erzbistum Köln kann kein Interesse daran haben, die Existenz der theologischen Fakultät in Bonn zu gefährden. Zu riskieren, dass der Staat sich wegen einer einseitigen Vertragsverletzung der Kirche gerechtfertigt sieht, die Existenz der theologischen Fakultät an der Bonner Universität nicht weiter sicherstellen zu müssen, könnte eine Fehlentscheidung historischen Ausmaßes sein“, erklärt Bonns Stadtdechant weiter. Im Konkordat ist festgelegt, dass die Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln an der Bonner Fakultät studieren. Dass inzwischen bereits alle Priesteramtskandidaten des Bonner Priesterseminars „Redemptoris Mater“ nicht mehr in Bonn, sondern in Köln studierten, würde von manchen bereits als Verstoß gegen das Konkordat angesehen. In diesem Priesterseminar studieren Priesteramtskandidaten des Erzbistums Köln, die dem Neokatechumenat angehören. Wenn nach der Vorstellung des Kölner Erzbischofs, Kardinal Woelki, auch die Bonner Priesterausbildungsstätte „Collegium Albertinum“ nach Köln verlegt würde, könnte das zur Folge haben, dass die Kölner Priesterausbildung zukünftig vollständig an der Theologischen Hochschule in Köln stattfindet. „Es braucht dringend eine verbindliche Klärung mit dem Staat, gegebenenfalls auch unter Einbeziehung des Vatikans, ob diese Planungen und Entwicklungen mit dem Konkordat vereinbar sind, bevor es im Erzbistum Köln zu Beratungen und weitreichenden Entscheidungen kommt“, sagt Dr. Picken.

Theologische Hochschule polarisiert das Erzbistum Köln
Hochschulfrage als zusätzlicher Ballast

Schließlich warnt Bonns Stadtdechant davor, dass die Diskussion über die Hochschulfrage die Gefahr einer weiteren Polarisierung im Erzbistum Köln mit sich bringen könne. Auch sei nicht ausgeschlossen, dass das finanziell aufwendige Projekt einer kirchlichen Hochschule zu Unverständnis in der Öffentlichkeit führe und die Tendenz zum Kirchenaustritt verstärke. „Wir können im Erzbistum Köln keine weiteren atmosphärischen Belastungen gebrauchen. Es braucht eine Konzentration auf vorhandene Fragen und Probleme. Da erscheint die Hochschulfrage als zusätzlicher Ballast“, resümiert der Bonner Stadtdechant.