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Brauchtum:Sankt Martin hoch zu Ross

Seit 2015 verkörpert Martin Heide für die Münstergemeinde den Sankt Martin – unter anderem beim großen Zug
Datum:
20. Okt. 2020
Von:
Ayla Jacob

Eigentlich blieb Martin Heide keine andere Wahl, als irgendwann Kinder und Erwachsene als Sankt Martin zu erfreuen. Teilt er sich mit dem Heiligen doch einen Vornamen. „Da bot es sich einfach an“, sagt der 48-Jährige mit einem Augenzwinkern. Doch das war nicht der einzige Grund, weswegen Heide seit 2015 für die katholische Kirche in Bonn als Sankt Martin unterwegs ist. Vor einigen Jahren war die Stelle vakant, die Gemeinde Sankt Martin am Bonner Münster suchte einen neuen Darsteller. Schnell kam die Idee auf, Heide zu verpflichten. Der hat nämlich nicht nur einen katholischen Hintergrund, er verfügte und verfügt außerdem über Pferdesachverstand. Für diverse Karnevalsvereine war er mit den Pferdegespannen unterwegs.

Für Heide war es sofort klar, dass er den „Job“ übernehmen würde. „Ich erinnere mich noch sehr gut an die Martinszüge in meiner Kindheit“, sagt der 48-Jährige, der zwar nicht mehr im Karneval, aber bis heute in seiner Freizeit Pferdegespanne fährt. Diese positiven Erfahrungen wollte er auch dem heutigen Nachwuchs ermöglichen. Nachdem es geheißen habe, dass das Brauchtum ohne Darsteller gefährdet ist, „war mit klar, dass ich einspringen werde“.

Seitdem ist er nicht nur hoch zu Ross beim großen Zug in der Innenstadt dabei, er besucht auch Kitas, Schulen oder Altenheime. Immer mit dabei: die Weckmänner. Besonders am Herzen liegt ihm dabei die Uniklinik. Dort schaut er bei teilweise schwerkranken Kindern vorbei, die kleine Bücher mit der Martinsgeschichte bekommen. Und weil die Kinder nicht am Zug teilnehmen können, wird dieser – wenn möglich - kurzerhand durchs Haus gemacht. „Sie freuen sich teilweise seit Wochen auf den Besuch des Heiligen Martin“, sagt Heider. Sehe man die Freude, die glänzenden Augen, „ist das emotional besonders erfüllend“. Das gleiche, so der Bonner, gelte auch für die Altenheime. Dort tritt er meist in den Caféterias auf – und geht hinterher zu den Senioren, die ihr Zimmer nicht mehr verlassen können. „Es ist ein Zeitaufwand, aber einer, der sich lohnt.“

Und wie ist es mit dem Zug? Dort zu reiten sei schon eine Herausforderung, beschreibt Heide. „Die Rüstung wiegt 25 Kilo, ich brauche eine Leiter, um hoch und runter zu kommen.“ Das sorge zwar bei dem ein oder anderen für ein Lächeln, sei aber notwendig. Sonst nämlich, so der 48-Jährige, bestehe die Gefahr, dass das Pferd verletzt wird. Oder die verwendeten Materialien kaputt gehen. Dass der Zug in diesem Jahr ausfällt, „ist zwar bedauerlich, aber nachvollziehbar“, sagt Heide. „Trotzdem tut es mir besonders für die Kinder leid.“ Bleibt zu hoffen, dass im nächsten Jahr wieder alles anders ist, als erwartet – nämlich so wie früher.  

Mehr zum zweiten Martin-Darsteller Felix Holtkamp gibt es hier.