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Sonntag, 07. Juni 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Im Namen des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes
Datum:
7. Juni 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel

„Wie oft haben wir schon gedankenlos das Kreuzzeichen gemacht und dabei den Namen des dreieinigen Gottes angerufen?“ So fragte vor vielen Jahren Joseph Ratzinger in einer Betrachtung über den Dreieinigen Gott. Nun, heute am Dreifaltigkeitssonntag geht es mir nicht um die Gedankenlosigkeit beim Kreuzzeichen, wohl um einen Zugang dazu, dies immer bewusster beten zu können, oder, wie es der Karmelit Reinhard Körner formuliert, eine „Einladung zum Leben mit dem dreieinigen Gott“.

Es geht immer um die gleiche Frage, die die Menschen bewegt, um die Frage nach Gott. Ja, das ist die Kernfrage unseres Lebens und damit unseres Glaubens, gerade auch angesichts so vieler Widersprüche, die uns beschäftigen, angesichts so vieler ungelöster Fragen. Wie bringen wir das alles übereinander, in einen verstehbaren Zusammenhang? Wie gehen wir mit der Frage nach Gott um, die so unterschiedlich beantwortet wird?

Hilft uns da die Botschaft dieses Sonntags, die Botschaft vom dreifaltigen Gott, weiter oder müssen wir jetzt erst recht sagen: „Wie kann ich das verstehen?“ Wir können doch von Gott nur in Bildern, in Vergleichen reden und stoßen dabei zugleich immer wieder an die Grenzen unserer Sprache. Wenn der Evangelist Johannes sagt: „Gott ist größer als unser Herz“, dann heißt das doch auch „Gott ist größer als wir ihn denken können“.

Der zuvor schon zitierte Karmelit schreibt dazu: „Als Andrej Rubljow (ca. 1360- ca.1430), ein russisch-orthodoxer Mönch im Dreifaltigkeitskloster Sagorsk, von seinem Abt den Auftrag bekam, eine Ikone des dreieinigen Gottes zu malen, stand er vor einer schwierigen Aufgabe. Wie sollte er im Bild darstellen, was sich mit menschlicher Vorstellungskraft nicht erfassen lässt: dass Gott einer in drei Personen ist? … Der russische Malermönch entschied sich für eine Darstellungsweise, die ganz der Tradition ostkirchlicher Ikonenmalerei verpflichtet blieb und doch einen Durchbruch brachte, der - buchstäblich - Schule machen sollte. Unzählige Male ist seine Dreifaltigkeitsikone nachgebildet worden und weit über die Kirchen des Ostens hinaus hat sie das Glaubensleben vieler Christen geprägt“. Das Bild für diesen Impuls mit dem gleichen Sujet habe ich vor einigen Jahren in Nazareth in der Kirche St. Gabriel der griechisch-orthodoxen Gemeinde aufnehmen können. Andrej Rubljow hat für seine Ikone das Motiv der Philoxenia, der Gastfreundschaft gewählt, erinnernd an die drei Engel bzw. Gottesboten, die Abraham besuchen und unter den Eichen von Mamre bei ihm Mahl halten (Genesis 18). Lesen wir dort. So kann die Ikone gewissermaßen ein Fenster sein in das Geheimnis Gottes.

Vielleicht genügt ja das, was vor Jahren der österreichische Künstler Fritz Fröhlich (1910-2001) in einem Interview gesagt hat: „Ein Rätsel wird von uns gelöst oder auch nicht, aber ein Geheimnis ist gar nicht dazu da, gelöst zu werden, sondern es ist da, um betrachtet und bewundert zu werden“.