Zum Inhalt springen

Donnerstag, 04. Juni 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel

Schritt für Schritt
Tagesimpuls von Msgr. Auel
Datum:
4. Juni 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel

Nach den strengen Beschränkungen im alltäglichen Leben der letzten Wochen gibt es nun zunehmend Lockerungen, freilich unter penibler Beachtung der Hygienevorgaben. Es geht freilich nur Schritt für Schritt, den einen zu langsam, den anderen zu schnell. Das unterschiedliche Vorgehen z. B. in den Ländern macht es nicht leichter.

Heute am 4. Juni erinnern wir im liturgischen Kalender unseres Bistums an den heiligen Papst Johannes XXIII. Ich bin besonders dankbar, dass ich über viele Jahre bis zu seinem Tod am 26.Mai 2016 Kontakt hatte mit dem Sekretär dieses Papstes, Erzbischof Don Loris Capovilla. Meine erste geistliche Lektüre als Student war das Geistliche Tagebuch Johannes XXIII. Schon vor über hundert Jahren hat er zehn Grundsätze aufgeschrieben, die auch heute nichts an Aktualität verloren haben. Sie lehren uns Geduld und Gelassenheit, eben ein Vorgehen Schritt für Schritt. Darum seien sie hier als Impuls in unsere Tage weiter gegeben. Wer mag, kann sie ja für seine Situation umschreiben.

Nur für heute werde ich mich bemühen, den Tag zu erleben, ohne das Problem meines Lebens auf einmal lösen zu wollen.

Nur für heute werde ich die größte Sorge für mein Auftreten pflegen. Ich werde niemanden kritisieren, ja, ich werde nicht danach streben, die anderen zu korrigieren, oder zu verbessern. Nur mich selbst.

Nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin. Nicht nur für die andere, sondern auch für diese Welt.

Nur für heute werde ich mich an die Umstände anpassen, ohne zu verlangen, dass sich die Umstände an mich und meine Wünsche anpassen.

Nur für heute werde ich zehn Minuten meiner Zeit einer guten Lektüre widmen. Wie die Nahrung für das Leben des Leibes notwendig ist, so ist die Lektüre notwendig für das Leben der Seele.

Nur für heute werde ich eine gute Tat vollbringen. Und ich werde es niemanden erzählen.

Nur für heute werde ich etwas tun, wozu ich keine Lust habe es zu tun. Sollte ich mich in meinen Gedanken beleidigt fühlen, werde ich dafür sorgen, dass niemand es merkt.

Nur für heute werde ich ein genaues Programm aufstellen. Vielleicht halte ich mich nicht daran, aber ich werde es aufsetzen. Und ich werde mich vor zwei Übeln hüten: Vor der Hetze und vor der Unentschlossenheit.

Nur für heute werde ich fest glauben - selbst wenn die Umstände das Gegenteil zeigen sollten -, dass die gütige Vorsehung Gottes sich um mich kümmert, als gäbe es sonst niemanden auf der Welt.

Nur für heute werde ich keine Angst haben. Ganz besonders werde ich keine Angst haben, mich an allem zu freuen, was schön ist, und an die Güte zu glauben.