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Sonntag, 31. Mai 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel

Komm, Schöpfer Geist
Auel 31.5. Bild 1
Datum:
31. Mai 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel
Fenster in der Kirche S. Maria Libera in Aquino, dem Geburtsort des hl. Thomas von Aquin

Von den Briefen, die ich 1970 anlässlich meiner Priesterweihe erhalten habe, habe ich den Brief meines damaligen Studentenpfarrers Theo Schmidkonz aus München wie einen kostbaren Schatz bis heute aufbewahrt. Theo Schmidkonz war Anfang der vierziger Jahre Ministrant bei Alfred Delp in Bogenhausen. Immer wieder hat er daher von diesem Martyrer erzählt, von den kostbaren Texten, die dieser mit gefesselten Händen im Gefängnis aufgeschrieben hatte.

Seinem Brief damals hat Pater Schmidkonz den Text des Pfingsthymnus „Veni Sancte Spiritus – Komm, Heiliger Geist“ beigefügt, den Alfred Delp Satz um Satz meditiert hat. Seine Meditationen lohnen auch heute noch zu lesen.

Die zweite Strophe dieses Hymnus beginnt in allen drei Versen mit dem Ruf „Veni – Komm!“. Delp schreibt: „Dreimal stimmt die Kreatur jetzt das Veni an, durch das sie ihre Einsamkeit durchbricht und ihre Not in die heilende Nähe Gottes ruft. ... Dreimal ruft die arme Kreatur nach dem Schöpfergeist und dreimal begegnet ihr der helfende und heilende Gott“.

 

Veni pater pauperum

Veni dator munerum

Veni lumen cordium

 

Komm, Vater der Armen

Komm, Spender der Gaben

Komm, Licht der Herzen

 

Delp erkennt die Not der ganzen Schöpfung, erfährt sich als Teil dieser Schöpfung, der Kreatur, wenn er zum ersten der drei Verse schreibt: „Die Kreatur weiß sich nur noch als das arme Wesen, das bedürftig ist und dessen Eigenes nicht langt, das notwendigste Leben zu versorgen. Das ist das Thema: wer leben will und leben soll und nicht hat, wovon er leben soll. Dieser Zustand des Daseins gilt nicht nur für die materiellen Sorgen des Lebens. Er gilt durch alle Seinsschichten hindurch und kann genau so dauern und gelten inmitten der größten materiellen Fülle“. Wer denkt da nicht an das Problem des Klimawandels?

Zum Ruf »Veni lumen cordium – Komm, Licht der Herzen« schreibt er: „Die Verwirrung des Herzens ist die tiefste Verwirrung, die den Menschen überfallen kann. Ein Mensch ist so viel Mensch, als er Herz einzusetzen hat und einsetzt. Das heißt, als er liebt“. Dankbar erinnere ich an die vielen kreativen Ideen der letzten Monate, an die große Solidarität. Möge dies erhalten bleiben. Ja, »Komm, Licht der Herzen – immer wieder! «

Die Fragen und Nöte unserer Tage sind andere als die gegen Ende des Dritten Reichs und des Krieges, als Pater Delp seine Gedanken aufschrieb. Seine Deutung aber trifft auch heute, wenn die Themen andere sind. In diesen Wochen sprechen wir von der Corona-Pandemie, die das Leben immer noch erschwert und beschränkt.

Was Delp im Blick auf die Not der damaligen Zeit geschrieben hat, stimmt auch heute. Nur von Gott her werden wir letztlich erkennen, wovon wir leben. „Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt“ hatte Alfred Delp wenige Wochen vor seiner Hinrichtung am 2. Februar 1945 geschrieben. So wünsche ich gerne auch in diesem Jahr »Gesegnete und frohe Pfingsten«.