Zum Inhalt springen

Freitag, 01. Mai 2020:Textimpuls von Monsignore Bernhard Auel

Tag der Arbeit
Datum:
1. Mai 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel

Tag der Arbeit

Heute am 1. Mai feiern wir den heiligen Josef als den Patron der Arbeiter. Wir werden gewissermaßen in das Haus des Josef geführt, in seine Werkstatt. Dabei wissen wir praktisch nichts über die Art und Weise, wie der heilige Josef seine Arbeit als Zimmermann getan hat. Und doch verehren wir ihn auch als Vorbild für die Heiligung der Arbeit. Das Bild kann man in Nazareth in der Josefskirche sehen.

 

„Alles, was ihr in Worten und Werken tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Durch ihn dankt Gott, dem Vater! … Tut eure Arbeit gern, als wäre sie für den Herrn und nicht für Menschen; ihr wisst, dass ihr vom Herrn euer Erbe als Lohn empfangen werdet.“

Das, was Paulus der Gemeinde der Kolosser (3,17.23) ans Herz legt, passt als Überschrift über diesen Tag, den 1. Mai, der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts weltweit als Tag der Arbeit begangen wird. Der heilige Papst Johannes Paul geht in seiner Sozialenzyklika darauf ein, wenn er schreibt: „Jesus, der uns in allem gleich geworden ist, hat den größten Teil seiner irdischen Lebensjahre der körperlichen Arbeit in der Werkstatt eines Zimmermanns gewidmet - der Werkstatt Josefs, dem er gehorsam war. Jesus verurteilt das Verhalten des faulen Dieners, der sein Talent in der Erde vergräbt, und lobt den tüchtigen und treuen Diener, der, wie sein Herr feststellen darf, bemüht ist, den ihm anvertrauten Auftrag zu erfüllen. Seine eigene Sendung beschreibt er als eine Werktätigkeit  und seine Jünger als Arbeiter in der Ernte des Herrn, der Menschheit, der das Evangelium verkündet werden soll.“

 

Wie schon zuvor gesagt, wir wissen von diesem verborgenen Leben Jesu und damit vom Leben des heiligen Josef nur wenig. In Nazareth kann man heruntersteigen in die ausgegrabenen Räume, die als Wohnung und Werkstatt der heiligen Familie gelten. Ich selbst gehe, wenn ich meine Freunde in Nazareth besuche, gerne durch die engen Gassen der Altstadt, wo es auch heute noch Schreinereien und Werkstätten gibt. So kann ich mir ein wenig vorstellen, wie es wohl war. Sicher ist, dass die Bedingungen nicht gerade günstig für einen Handwerker waren, es wird wohl nicht so viele Aufträge vor Ort gegeben haben. Etwa 7 Kilometer entfernt in Sepphoris war zur Zeit Jesu wohl die größte Baustelle, wo Zimmerleute gebraucht wurden. Dort dürfte Josef und mit ihm wohl auch Jesus zur Arbeit hin gegangen sein.

Dass Josef ein sicher qualifizierter Handwerker war, mag man aus einer interessanten Entdeckung erkennen können. Josef wird im Evangelium ein »Gerechter« genannt. Er gilt innerhalb der jüdischen Gemeinschaft als einer, der ein ganz treuer Beobachter des Gesetzes ist. Josef, der Zimmermann, und Jesus, der dieses Handwerk von ihm lernte, erinnern an eine Erzählung aus dem Jerusalemer Talmud. Ein Mann kommt in ein Dorf und sucht jemanden, der ihm Antwort geben könnte auf ein Problem. Er fragt die Leute des Dorfes, ob dort ein Rabbi sei. Auf die verneinende Antwort fragt er weiter: „Gibt es bei euch einen Zimmermann oder den Sohn eines Zimmermanns, der mir eine Lösung geben kann?“ Das scheint doch anzudeuten, dass in einem kleinen Ort wie Nazareth der Zimmermann als der bestinformierte Mann über Fragen des religiösen Lebens galt. Wenn da im Evangelium gefragt wird „Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Woher also hat er das alles?“, denken wir wohl zuerst daran, dass so einer doch wohl nicht kompetent ist um Auskunft zu geben. Die Geschichte aus dem Jerusalemer Talmud erlaubt dann aber eine ganz andere Deutung. Gerade er ist fähig, die richtige Antwort zu geben.

Wenden auch wir uns an diesen Lehrmeister, heute am Tag, der ihn uns als Arbeiter vorstellt und damit gerade unser alltägliches Leben heiligt. In diesem Sinn möchte ich schließen mit einem Gebet, das der heilige Papst Paul VI. gesprochen hat: „Josef, Schutzpatron der Kirche, du warst dem Mensch gewordenen Wort Gottes immer nahe; du kennst auch die tägliche Arbeit, um sich sein Brot zu verdienen; du hast die Angst um den morgigen Tag durchlebt, du weißt um Armut und Erfolglosigkeit: schau auf die große Menschenfamilie, die dir anvertraut ist“.

Wenn wir so beten, beten wir auch besonders für die Vielen, die in dieser Zeit der Corona-Pandemie unter größten Anstrengungen bis ans Ende ihrer Kräfte arbeiten, aber auch an all die, deren Arbeitsplatz oder berufliche Existenz gefährdet ist. Da bekommt der Tag der Arbeit nicht nur für die Gewerkschaften, sondern für uns als Christen noch einmal einen besonders aktuellen Sinn.