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Bonner Münster zeigt Flagge:Täglich 11 Stunden Gebet für den Frieden

In allen Gottesdiensten im Bonner Münster wird an das Leid und die Not der Menschen in der Ukraine gedacht
Gebet für Frieden in der Ukraine
Datum:
12. März 2022
Von:
Stefan Schultz

Alle Bemühungen der Solidarität müssen erhöht werden

Bereits seit dem 25. Februar heißt es im Bonner Münster „Beten Sie mit uns! Täglich 11 Stunden Gebet für den Frieden“. Eine Friedensintervention besonderer Art, deren Wirkung man nicht unterschätzen sollte. 

Zum Aschermittwochsgottesdienst am 2. März erstrahlte das Hauptportal der Basilika in den ukrainischen Farben Blau und Gelb. Passanten auf dem Münsterplatz sowie Gottesdienstbesucher freuten sich über die Solidaritätsaktion und so wird das Stadtdekanat nicht müde, weiterhin für den Frieden zu trommeln. Ab der kommenden Woche zeigt das Bonner Münster im wahrsten Sinne des Wortes Flagge und dies an verschiedensten Stellen der Basilika. 

„Die Betroffenheit steigt, zumal jetzt noch das größte europäische Atomkraftwerk beschossen wurde. Daher bin ich der Auffassung, dass wir alle Bemühungen der Solidarisierung erhöhen müssen“, erklärt Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken. 

Angebot der „Katholischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien und Lebensfragen“

Gleichzeitig sollen Bonnerinnen und Bonner auf das Angebot der „Katholischen Beratungsstelle für Ehe-, Familien und Lebensfragen“ aufmerksam gemacht werden, denn die Situation spitzt sich zu. Direkt vor unserer Haustür tobt ein Krieg. Die Bilder von Gewalt und Tod graben sich ein und das Alarmzentrum im Kopf fährt auf Hochtouren. Ohnmacht, Hilflosigkeit, Angst, vielleicht Schlaflosigkeit und andere psychischen und körperlichen Symptome machen sich breit. Nicht nur die Politik macht eine 180 Grad Drehung – auch das eigene Wertesystem gerät ins Ungleichgewicht.

Die Menschen schwanken zwischen einem ständigen Hinschauen und Ablenken und suchen Wege mit dem Erlebten umgehen zu können.

Wer Freunde und Verwandte in der Ukraine oder in Russland hat, ist in großer Sorge. Manche haben noch selbst den Krieg erlebt und alles kommt wieder hoch. Viele fühlen sich gelähmt und erschöpft. Über all diese Gefühle und Ängste zu sprechen, ist eine Möglichkeit mit der Ohnmacht umzugehen. Die „Katholische Beratungsstelle für Ehe-, Familien und Lebensfragen“ bietet die Möglichkeit zum Gespräch. Im Mitgefühl und mit fachlicher Kompetenz werden gemeinsam Wege im Umgang mit der inneren Not gesucht. Die Beratung erfolgt unabhängig von Weltanschauung, Herkunft, Geschlecht, sexueller Orientierung und Konfession. Der Kontakt kann telefonisch (0228/630455) oder per Mail (info@efl-bonn.de) aufgenommen werden. 

Aufruf zum Gebet

Das Stadtdekanat Bonn und das „Bonner Münster“ rufen alle Bonnerinnen und Bonner zur Friedensintervention durch das Gebet auf. „Im Bonner Münster werden wir jeden Tag von 8 bis 19 Uhr in der Krypta den Himmel für den Frieden bestürmen. Das ist eine Friedensintervention besonderer Art, deren Wirkung man nicht unterschätzen sollte. Schon andere historische Beispiele haben gezeigt, dass das Gebet mächtiger sein kann als das Feuer von Panzern und Gewehren“, unterstreicht Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken.

In allen Gottesdiensten im Bonner Münster wird an das Leid und die Not der Menschen in der Ukraine gedacht und für den Frieden gebetet werden. Am Ende der Messfeiern wird ein Friedensgebet für die Ukraine gesprochen. Jeden Werktag dreimal um 8 Uhr, 12.15 Uhr und 18 Uhr in der Krypta des Bonner Münsters und am Wochenende am Vorabend, samstags um 18 Uhr, und sonntags um 12 Uhr und 18 Uhr. In der geöffneten Krypta ist zudem von 8.30 Uhr bis 18 Uhr das Allerheiligste ausgesetzt und Gelegenheit zum stillen Gebet gegeben. Zudem besteht die Möglichkeit, eine Kerze vor dem Marienbild zu entzünden.

„Mit Entsetzen blicken alle auf die dramatischen Ereignisse in der Ukraine. Ein Krieg in Europa und direkt vor unserer Haustüre macht Angst. Die Hauptstadt Kiew ist gerade mal gute 1900 km von Bonn entfernt. Viele möchten jetzt Solidarität zeigen und in ihrer Hilf- und Ratlosigkeit beten. Dem entsprechen wir, in dem wir das Gebet um den Frieden zum Anliegen aller Gottesdienste und der Anbetung machen“, erklärt Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken.

Auch der große Aschermittwochsgottesdienst am 2. März um 18 Uhr wird das Gebet um Frieden in der Ukraine aufgreifen. „Wir werden selbstverständlich der Bitte des Papstes entsprechen und den Aschermittwochsgottesdienst, bei dem wir erstmals im vollständig wiederhergestellten Münsterbasilika die Messe feiern, auch für die Ukraine beten“, sagt der Bonner Münsterpfarrer.

Bonns Stadtdechant verdeutlicht, dass es geboten sei, sich in dieser Krisenlage eindeutig zu positionieren und zu engagieren. „Der militärische Einmarsch Russlands in ein souveränes Land wie die Ukraine ist ein unerhörter Verstoß gegen das Völkerrecht. Das Handeln von Präsident Putin trägt totalitäre Züge und gefährdet nachhaltig die Friedensordnung in Europa und in der Welt. Für die Bevölkerung in der Ukraine bedeutet der Krieg unermessliches Leid und möglicherweise das Ende von Demokratie und staatlicher Eigenständigkeit“, so der promovierte Politologe. Es müsse jetzt alles getan werden, um die kriegerische Auseinandersetzung zu beenden und die Werte von Freiheit und Frieden zu verteidigen. „Das verlangt die solidarische Unterstützung der Ukraine und unmissverständliche Reaktionen der westlichen Welt, aber auch die Intensivierung von diplomatischen Bemühungen“, so der Stadtdechant weiter. Schließlich seien alle Menschen gefordert, für die Ukraine und den Frieden zu beten, damit Gottes Geist die handelnden Akteure erfüllt und zum Frieden bewegt.