Zum Inhalt springen

Umwege und Staus mit schwerwiegenden Konsequenzen:Stadtdechant mahnt nicht hinnehmbares Verkehrschaos in Bonner Innenstadt an

Gekappter Cityring und Sperrung am Koblenzer Tor
Der gekappte Cityring an der Ecke Martinsplatz, Am Hof, Am Neutor
Datum:
29. März 2022
Von:
Stefan Schultz

Dr. Wolfgang Picken erreicht Krankensalbung zu spät

Eindeutig stehe die Katholische Kirche in Bonn hinter den Bemühungen für den Umweltschutz, betont Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken. Allerdings wirke sich die gegenwärtige Verkehrsregelung in der Bonner Innenstadt kontraproduktiv auf das Klima in der Stadt aus. „Die erhebliche Staubildung und die großen Umwege führen zu zusätzlichen Fahrzeiten und damit zu einem wachsenden Verbrauch von Kraftstoff. Das kann nicht im Interesse einer sinnvollen Umweltpolitik sein“, so Bonns Stadtdechant. Insbesondere die vorzeitige Kappung des Cityringes während der gleichzeitigen Sperrung des Koblenzer Tores in nördliche Fahrtrichtung schneide die Innenstadt von der Nordstadt und dem Zugang zum Verteilerkreis fast vollständig ab.

Reuterstraße als Alternative nicht hilfreich

Die Gleichzeitigkeit beider Maßnahmen sei vollkommen unnötig und sinnfrei. „Wer gegenwärtig von der Innenstadt in die Nordstadt oder zur Autobahn will, muss zusätzliche Fahrtzeiten von 20 Minuten einplanen, weil überall Staugefahr besteht. Eine solche Verkehrspolitik verfehlt das Ziel einer Schonung von Klima und Umwelt“, so der promovierte Politologe. Die Tatsache, dass man erst auf Höhe der Tempelstraße durch einen U-Turn wieder auf die B9 in Richtung Norden fahren und in die zweite Fährgasse abbiegen kann, um die Umleitung am Rheinufer entlang zu nutzen, behindere den Verkehrsfluss erheblich. Zudem führe die Alternativroute über die Reuterstraße direkt in eine Baustelle, die zur Reduzierung auf eine Spur und damit garantiert in den Stau führt.

Verspätung mit dramatischer Auswirkung

Das tägliche Verkehrschaos - nicht nur zu Stoßzeiten - und die fehlende Anbindung des Zentrums an die Nordstadt bedeute eine Zumutung für Berufspendler, die auf das Auto angewiesen seien. Auch erschwere es maßgeblich die Arbeit vieler, die das Auto im innerstädtischen Verkehr benötigten. „Diese Umwege und Staus bedeuten beispielsweise für Handwerker und Zulieferer, aber auch für die Pflegedienste neben wachsenden Tankstoffpreisen einen Verlust an Arbeitszeit und Nerven“, so Dr. Picken. Das habe zu Teilen dramatische Auswirkungen. „Ich kam kürzlich deshalb zu einer Krankensalbung nördlich von Bonn-Castell zu spät. Mich erreichte der Notruf, als ich gerade am Münster ins Auto gestiegen war, um zu einem Termin ins Bergische Land zu fahren. Der riesige Umweg über B9 und Reuterstraße und die Staus vor dem Busbahnhof, rund um den Kaiserplatz und den Hofgarten und hinter der Reuterbrücke führten zu einer Fahrzeit von beinahe 30 Minuten statt bisher 5 Minuten. Die Frau war kurz vor meinem Eintreffen verstorben.“

Auch ÖPNV von Verkehrschaos betroffen

Stadtdechant Dr. Picken fordert dringend eine Veränderung der Verkehrsführung in der Innenstadt. Für die Zeit, die das Koblenzer Tor gesperrt sei, solle die Kappung des Cityrings überdacht und zurückgenommen werden. Hinzu komme, dass durch die verkehrspolitischen Maßnahmen mehr Bonnerinnen und Bonner auf den ÖPNV wechseln sollen. Dieser stehe aufgrund der Maßnahmen jedoch genauso im Stau, zumal sich noch nicht alle Verkehrsteilnehmer an die neuen Regelungen hielten und somit den Busverkehr im Bereich Kaiserplatz und ZOB zusätzlich zum Stillstand brächten. „Wenn eine Umweltpolitik auch bei wohlwollender Betrachtung nicht nachvollziehbar ist, verursacht sie unnötige Widerstände und wirkt sich negativ auf das Umweltbewusstsein der Bürgerinnen und Bürger aus“, so der Stadtdechant weiter. Das aber könne auch nicht im Interesse einer grünen Politik sein.