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Erneuter Tiefpunkt im Erzbistum Köln:Stadtdechant Picken fordert dringend Stellungnahme von Kardinal Woelki

Es wurde Vertrauen verspielt - Glaubwürdigkeit der Aufklärungs- und Präventionsbemühungen sind gefährdet
Datum:
9. Aug. 2022
Von:
Stefan Schultz

Bonns Stadtdechant, Dr. Wolfgang Picken, reagiert auf die jüngsten Veröffentlichungen über ein Strategiepaper der PR-Berater des Kölner Erzbischofs. „Ich fordere Kardinal Woelki dazu auf, unverzüglich zu den Veröffentlichungen des Kölner Stadtanzeigers Stellung zu nehmen und die entstandenen Eindrücke zu korrigieren“, sagt Stadtdechant Picken. Der Kardinal dürfe unter keinen Umständen riskieren, dass es durch einen erneuten Kommunikationsfehler zu einer Welle der Empörung im Erzbistum Köln komme. Auch wäre dem Kardinal zu empfehlen, die PR-Strategie der Vergangenheit vollständig offenzulegen, damit es nicht zu immer neuen Enthüllungen kommen könne.

Missbrauch der Missbrauchsopfer?
Es droht irreparabler Schaden an der Integrität des Kardinals

„Schweigt Kardinal Woelki jedoch, weil die Vorwürfe des Kölner Stadtanzeigers zutreffen, dann stehen wir wahrscheinlich vor einem neuen Tiefpunkt in der Krise des Kölner Erzbistums“, befürchtet Dr. Picken. Sollte Kardinal Woelki die benannten Empfehlungen seiner PR-Berater wirklich umgesetzt haben, könnte das einen irreparablen Schaden an der Integrität des Kardinals hinterlassen und wäre nur noch schwer zu tolerieren. „Wenn der Betroffenenbeirat des Erzbistums bewusst instrumentalisiert worden ist, macht das den bereits im Raum stehenden Vorwurf verständlich, Kardinal Woelki habe Missbrauchsopfer erneut missbraucht und ihre Retraumatisierung in Kauf genommen.“

Es wurde Vertrauen verspielt
Glaubwürdigkeit der Aufklärungs- und Präventionsbemühungen gefährdet

„Ich schäme mich zutiefst dafür, dass der ehemalige Sprecher des Kölner Betroffenenbeirats, Patrick Bauer, der selbst Missbrauchsopfer ist, sich von der Kölner Bistumsleitung wie ein »angeketteter Schimpanse« durch die Manege geführt fühlt“, sagt der Bonner Seelsorger weiter. Die Kölner Bistumsleitung habe hier leichtfertig Vertrauen verspielt und neue Wunden geschlagen. „Ich habe bei Patrick Bauer schriftlich um Verzeihung dafür gebeten, dass bei ihm durch das Verhalten der Kölner Bistumsleitung dieser Eindruck entstehen konnte“, so Dr. Picken weiter. Bonns Stadtdechant befürchtet zudem, dass die jüngsten Vorwürfe gegen Kardinal Woelki auch Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der Aufklärungs- und Präventionsbemühungen der Kirche haben könnten. Dabei sieht er sich durch die Stellungnahme des Betroffenenbeirats der Deutschen Bischofskonferenz und der Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Kerstin Claus, bestätigt.

Zweifelhafte Methoden im Umgang mit Journalisten
Fragwürdiges Niveau der Medienberater von Kardinal Woelki

Mit Verwunderung äußert sich Bonns Stadtdechant auch über die Empfehlung der PR-Berater, Kardinal Woelki solle über einen Deal Einfluss auf einen Journalisten der FAZ zu nehmen versuchen. „Solch zweifelhafte Methoden haben im Raum der Kirche nichts verloren. Sie vermitteln einen fehlenden Respekt vor der journalistischen Unabhängigkeit und offenbaren ein fragwürdiges Niveau der PR-Berater von Kardinal Woelki“, bewertet der promovierte Politologe.