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Rita Wild, Gemeindereferentin in der Klinikseelsorge

Datum:
6. Apr. 2020
Von:
Barbara Ritter

Im Palliativ-Care-Kurs, den ich Anfang des Jahres absolvierte, gab es einen Vortrag über die „Würdezentrierte -Therapie“, eine Kommunikationsform mit sterbenden PatientInnen, die ihnen helfen soll, sich wieder auf Taten und Erfahrungen zurückzubesinnen, die sie zu einzigartigen und wertgeschätzten Menschen gemacht haben. Dies wird aufgezeichnet und ihr/ihm ausgehändigt, damit sie/er es Vertrauten als Vermächtnis hinterlassen kann.

Vergegenwärtigen wir uns die Szenen, die zu Beginn der Karwoche gestern an Palmsonntag im Matthäusevangelium zu hören waren:

Es ist Jesu letzter Weg, es geht hin zum Sterben. Die letzte Möglichkeit, der Kreuzigung zu entgehen durch den Brauch, einen Gefangenen zum Passahfest freizulassen, ist durch die Hetzte der Führung der jüdischen Religionsgemeinschaft zu ungunsten Jesu ausgegangen. Auf ihn fällt nicht das Los. Sein Urteil steht: Jesus muß sterben – und es folgt eine Demütigung auf die andere: erst von den Hohenpriestern, dann  vor dem Verwaltungsleiter des römischen Reiches,  durch eine Gruppe römischer Soldaten, GafferInnen an seinem Kreuzweg, als er das Kreuz schleppt, bis zu den Schwerverbrechern, mit denen er zusammen gehängt wird – seine Freunde weggelaufen. Und Gott? Sein „Vater“, dem er sich immer wieder in stillen Zeiten anvertraute?

Allein, einsam, nackt, entblößt – so steht Jesus zum Ende seines Lebens da – nein, er steht ja nicht mehr: er hängt! Am Kreuz!

Die Leidensgeschichte stellt unsere Vorstellungen vom guten Leben und guten Sterben auf den Kopf, mehr noch stellt sie auch unsere Gottesvorstellungen auf den Kopf, zumindest infrage ….