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Corona-Krise:Prävention gegen seelische Erschöpfung und Traumatisierung

Datum:
1. Apr. 2020
Von:
Barbara Ritter

Virtuelle Stadtkirche in Bonn steht - Plattform ist online. Wir sind für Sie da!



BONN. Die „Virtuelle Stadtkirche“ in Bonn, eine Initiative des Stadtdekanats Bonn, ist online: www.kath-bonn.de. Unter dem Motto „Wir sind für Sie da“ ist eine Plattform entstanden, die vielfältige Angebote und Impulse in der Corona-Krise zur Verfügung stellt. „Mit der virtuellen Stadtkirche suchen wir die Nähe und Verbindung zu den Menschen. Das normale gemeindliche Leben und die Gottesdienste können nicht mehr stattfinden. Das heißt aber nicht, dass Kirche nicht gebraucht wird. Im Gegenteil. Gerade jetzt benötigen wir soziale Verbundenheit, gesellschaftliche Verantwortung und geistliche Impulse. Genau das sind die Stärken der Kirche, die wir zeigen und in diese Situation einbringen wollen,“ sagt Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken.

Die „Virtuelle Kirche“ ermöglicht Nachbarschaftshilfe und vermittelt seelsorgliche und psychologische Beratungsgespräche per Telefon, Mail oder Videoschaltung. Vielfältig ist das Angebot geistlicher Impulse und seelsorglicher Empfehlungen. Die Seelsorger des Bonner Münsters und aus dem Gebiet des gesamten Bonner Stadtdekanates präsentieren eine Fülle von Video-, Audio- und Textbeiträgen, die zur Anregung dienen. Dabei sind biblische Betrachtungen, geistliche Tagesimpulse und Meditationsübungen genauso zu finden, wie Tipps für das Miteinander in der Familie und kritische Einordnungen der Krise in ein soziale, politische und kulturelle Gesamtbetrachtung. Auch der Kirchenmusiker und Theologe, Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider beteiligt sich mit Impulsen. Im Videoformat leitet er in Orgelwerke ein, die er dann an der Orgel der Remigiuskirche zu Gehör bringt.

Ein zentrales Angebot der „Virtuellen Stadtkirche“ ist die Übertragung der Sonntagsgottesdienst aus St. Remigius. Seit vergangenen Sonntag erfolgt die Ausstrahlung in Co-Produktion mit #DABEI-TV, dem neuen Fernsehkanal der Deutschen Telekom. „Die Zahl derer, die unseren Gottesdienst über Internet und jetzt auch über Fernsehen verfolgen, steigt enorm. Das zeigt: Die Nachfrage nach seelischer Unterstützung und virtueller Gemeinschaft nimmt zu,“ erläutert Bonns Stadtdechant.

Es zeichne sich immer deutlicher ab, dass die Corona-Krise auch zu eines seelisch-psychischen Belastung für viele werde. Deshalb sei es wichtig, verstärkt auch eine seelische Daseinsfürsorge im Blick zu haben. „Wenn wir uns auf eine längere Krise einstellen, dann müssen wir unbedingt im Blick haben, dass die Menschen diese Stresssituation und Gefährdungslage auch seelisch gut überstehen,“ sagt Dr. Picken. Es reiche nicht alleine aus, dass Laboratorien auf Hochtouren forschen und Lebensmittelgeschäfte geöffnet seien. „Wir sind Wesen mit einer Seele. Je ruhiger und bedrohlicher es um uns wird, um so bedürftiger wird die Seele! Das gilt auch für Menschen, die sich bisher nicht als religiös bezeichnet hätten,“ sagt der Stadtdechant. Deshalb sei es jetzt besonders auch Aufgabe der Kirchen, Wege zu finden, wie Seelsorge und geistliches Leben unter den veränderten Rahmenbedingungen möglich werden. Gleichwohl sei es eine Forderung an den Staat, hier genügend Spielräume zu schaffen und solche Angebote zu fördern. „Sonst haben wir sehr bald mit erheblichen psychischen Reaktionen und anschließend mit einer ganzen Generation traumatisierter Menschen zu tun,“ warnt Stadtdechant Dr. Picken.