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Integrationsbeauftragte im Stadtdekanat Bonn:Neue Herausforderungen in der Integrationsarbeit

Dank an alle, die tatkräftig anpacken, Geld spenden oder Wohnraum zur Verfügung stellen
Curry, frisches Gemüse und auf Wunsch scharfe Soße bildeten am Sonntag, 10. Juni 2018, nicht nur die Grundlage für leckere Wraps, sondern auch für gute Gespräche: Am Food Truck der Aktion Neue Nachbarn, der beim Kirchturmfest an St. Josef in Langenfeld Station machte, kochten Flüchtlinge und Ehrenamtliche gemeinsam. So konnten die Besucher auch einige ihrer „neuen Nachbarn“ aus Syrien, dem Irak, Bangladesch und anderen Ländern kennenlernen, die allesamt in Langenfeld eine Bleibe gefunden haben.
Datum:
13. Juli 2022
Von:
Stefan Schultz

Unser größter Respekt gilt all jenen, die im Frühjahr 2022 spontan ukrainische Menschen bei sich aufgenommen haben, die mit offenem Herzen erste Schritte des Ankommens begleitet haben und die nun weiter am Ball bleiben, obwohl die Verweildauer der Geflüchteten aus der Ukraine mittlerweile unabsehbar ist, womit im März keiner gerechnet hatte.

Viele Ehrenamtliche, die sich bereits seit Jahren um Geflüchtete aus Syrien, Afghanistan, dem Irak, vielen afrikanischen Staaten und anderen Ländern kümmern, lassen in ihrem Tun nicht nach und haben in den letzten Wochen noch zusätzlich Unterstützung für die Gruppe der Ukrainer und Ukrainerinnen angeboten.

Ungleichbehandlung Geflüchteter

Erfreulicherweise sind auch neue Ehrenamtliche hinzugekommen, um die riesigen Herausforderungen zu bewältigen, mit denen eine Stadt in der aktuellen Situation allein überfordert wäre. Dafür gibt es auch immer wieder Dank und positive Rückmeldung vonseiten kommunaler Einrichtungen.

Es ist leider festzustellen, dass es in einigen Bereichen des Ankommens eine Ungleichbehandlung geflüchteter Menschen gibt - strukturell aber auch in der Bewertung der Gesellschaft.

Ist das Herkunftsland die Grundlage dafür, wie wir den schutzsuchenden Menschen begegnen?

Entscheidet der Nationalpass, ob eine Familie Wohnraum bekommt?

Ist es in Ordnung, dass die syrische Großfamilie immer noch in einer unzureichenden Unterkunft wohnt, während die gerade eingereiste Familie aus der Ukraine recht unkompliziert ein Angebot für adäquaten Wohnraum erhält?

Warum quälen sich Geflüchtete seit Jahren durch komplizierte Antragsverfahren in einer für sie unverständlichen Sprache, um Transferleistungen zu bekommen und mit dem Ankommen der Menschen aus der Ukraine sind plötzlich beschleunigte Verfahren möglich?

Natürlich ist letzteres eine erfreuliche und zu begrüßende Entwicklung und zeigt auf, was im Grunde möglich ist- aber dann doch bitte für alle Menschen und nachhaltig gedacht auch  verbunden mit der Entwicklung vereinfachter Verfahren  für alle bedürftigen Menschen.

Diese Wahrnehmung der unterschiedlichen Begegnung besorgt nicht nur Geflüchtete, sondern auch die Menschen, die sich in der Integrationsarbeit besonders engagieren.

Gibt es Geflüchtete erster und zweiter Klasse?

Können wir Menschen und deren Notlage, Sorge, Angst und ihren Grund hierher zu kommen ernsthaft in Kategorien packen und bewerten?

Geflüchtete sind Geschöpfe Gottes

Kommen da nicht einfach Menschen, Mütter und Väter, Kinder, Alte und Kranke, traumatisierte Menschen, perspektivlose Menschen auf der Suche nach Zukunft für ihre Kinder, Menschen, die alles verloren haben- sogar ihre Heimat?

Wir als Kirche und wir als Christen sollten sehen, dass hier einfach Menschen kommen, die alle Gottes Geschöpfe sind.

Ich möchte die Sommerpause nutzen, um all denen zu danken, die durch tatkräftiges Anpacken, Geldspenden, Wohnraum, Sachspenden und manchmal auch nur durch ein positiv-unterstützendes Mitdenken und ein weites Herz, die Integration zugewanderter Menschen in Bonn unterstützen.

Bitte lassen Sie nicht nach.

Konstanze Nolte, Integrationsbeauftragte im Stadtdekanat Bonn