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Corona Krise:Monsignore Bernhard Auel

Zu Auel 31.3.
Datum:
31. März 2020
Von:
Monsignore Bernhard Auel

Der Name Jesus: in Gott ist Heil

Mgsr. Auel

Liebe Schwestern, liebe Brüder, wir kennen das Zeichen an den Apotheken, in denen heute unter erschwerten Bedingungen hilfsbereite Männer und Frauen ihrer Arbeit nachgehen. Ihnen gilt in diesen Tagen unser besonderer Dank. An dieses Erkennungszeichen unserer Apotheken werde ich erinnert im Blick auf Lesung und Evangelium an diesem Dienstag der 5. Fastenwoche. Die Lesung ist dem Buch Numeri des Alten Testaments entnommen (21,4-9), das Evangelium steht bei Johannes (8,21 -30). Die Sätze, auf die ich hinweisen möchte sind folgende.

 

Buch Numeri: „Der Herr antwortete Mose: Mach dir eine Schlange, und häng sie an einer Fahnenstange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht“. Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Fahnenstange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.

 

Evangelium nach Johannes: „Da sagte Jesus zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt, dann werdet ihr erkennen, dass Ich es bin.“

 

Impuls

 

Die Lesung aus dem Buch Numeri erzählt eine eigenartige Geschichte: Israel wird durch giftige Schlangen bestraft, dann aber gerettet durch ein ehernes Schlangenbild, das Mose aufrichten muss. Schlangen waren für Israeliten eine tagtägliche Gefahr. Man sah in ihnen das Werkzeug verderblicher Mächte. Aber es gibt keine Kräfte, die Gott nicht beherrschen und für die Rettung des Menschen dienstbar machen kann. Die Schlange war, wie der Text uns erzählt, die Antwort des Mose auf tiefe Ängste des Volkes. Offenbar ließ die Schlangenplage Ängste aufkommen, die Mose nicht anders zerstreuen konnte als durch die Einführung eines sichtbaren Hilfsmittels, von dem man glaubte, es könne das Unheil abwenden.

Vor allem auf zwei jüdische Kommentare zu diesem Text stütze ich meine Überlegungen. Das Volk Israel geriet durch die Entbehrungen beim Weg durch die Wüste und die Plage der Schlangen in eine Depression. Sie sind frustriert, entmutigt. Wer verstünde nicht ihre Angst? Angst bestimmt doch auch für viele von uns den Alltag. Wie kann dieser Virus eingedämmt werden? Und es sind noch viele andere Fragen.

Was sagt uns die Bibel? Seit alters her gab es die Vorstellung, Schlangen würden dämonische Kräfte bergen. Kupferschlangen zu offensichtlich medizinischen Zwecken waren im Alten Orient nicht unbekannt. Erzählungen über die Heilkraft von Schlangen finden sich in anderen kulturellen Überlieferungen; zum Beispiel wird Asklepios, der griechische Gott der Heilkunst mit einem von einer Schlange umwundenen Stab dargestellt; daher rührt wohl das heute allgemein übliche Symbol an unseren Apotheken.

Eine alte Tradition reflektiert die religiösen Probleme, die die Geschichte aufwirft. In dem apokryphen Buch „Weisheit Salomos“ wird erklärt, die Schlange habe als Lehre und Symbol gedient: „Wer sich dorthin wandte, wurde nicht durch das gerettet, was er sah, sondern durch dich, den Retter aller.“ Und die Mischna lehrte: „Konnte die Schlange töten oder am Leben erhalten? Sie war nur da, euch zu lehren, dass sobald die Israeliten ihre Gedanken in die Höhe richteten und ihre Herzen in Unterordnung unter ihren himmlischen Vater hielten, wurden sie geheilt; anderenfalls wurden sie vernichtet“.

Um Missverständnissen vorzubeugen ist dieser Hinweis wichtig: Nicht mit Magie, sondern mit dem Glauben hat unser Abschnitt aus dem Buch Numeri etwas zu tun. Gegen einen Schlangenbiss – und analog gegen den Virus - hilft nur eine medizinische Maßnahme oder, so zeigt unser Text, das von Gott gewirkte Wunder. Gott erscheint in der Bibel als der große Arzt (Ex 15,26). „Er heilt alle deine Krankheiten“ (Ps 103,3). Es sind diese Erkenntnis und dieses Vertrauen in Gott, die dem tödlich gefährdeten Israeliten zu Moses Zeit die Rettung bringen.

Und heute? Wir besitzen keine Kupferschlange, und wir würden sie auch kaum anschauen wollen, besäßen wir sie. Doch Wegweiser, die auf Gott hindeuten, sind geblieben: die Worte der Schrift, die Gebete, die Gedanken unseres Herzens. An der Richtung hat sich nichts geändert. Gott ist auch unser „Arzt“, der „alle Krankheiten heilt“. Keine Krankheit - auch die schlimmste nicht - darf das Vertrauen in Gott zerbrechen.

Der Evangelist Johannes sieht in der Erhöhung der Schlange ein Vorbild für die Erhöhung Jesu ans Kreuz, die wir bald wieder am Karfreitag überdeutlich bekennen. Hilft uns dies, das Kreuz besser zu verstehen? Mit seiner Aussage will Jesus gerade in diesen Tagen unser Vertrauen in Gott stärken. Beten wir wie Jesus, vertrauen wir uns ihm und damit Gott an. Mich bestärkt die Zuversicht des Paulus, der in seinem Brief an die Gemeinde von Rom schreibt: „Bedrängnis bewirkt Geduld, Geduld aber Bewährung, Bewährung Hoffnung. Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (5,4f).