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Gastkommentar des Stadtdechanten:"Mehr theologische Gründlichkeit"

Bonner Stadtdechant äußert sich zum Synodalen Weg. Gastkommentar für DOMRADIO.DE.
Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken
Datum:
8. Sep. 2020
Von:
Ayla Jacob

An fünf Orten haben sich die Delegierten des Synodalen Weges getroffen - wegen der Corona-Pandemie aufgeteilt in Gruppen a 40 Personen. Bei der Regionalkonferenz in Frankfurt war auch Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken dabei. Die kleinere Runde habe "eine andere Gesprächskultur und inhaltliche Auseinandersetzung ermöglicht", so der Bonner Stadtdechant in einem Gastkommentar für domradio.de.

Bei einigen Themen, wie "Diensten und Ämtern von Frauen in der Kirche" habe weitgehendes Einvernehmen geherrscht, deutliche Unterschiede hätten sich da gezeigt, wo es um "das Grundsätzlichere ging und eine Abkehr oder Weiterentwicklung von lehramtlicher Theologie, Dogmatik und Morallehre zur Sprache kamen". Mit Recht sei darauf abgestellt worden, "dass der akute Glaubwürdigkeitsverlust nicht zuletzt durch den Missbrauchsskandal und der Auszug vieler Menschen, darunter zunehmend auch engagierter Katholiken aus ihrer Kirche, Anlass sein muss, das Selbstverständnis und die Lehre der Kirche zu hinterfragen", stellt Dr. Picken fest. "Verdächtig schnell aber wurde in den Argumentationen der Anlass zur unmittelbaren Begründung für Reformen." Die Schlussfolgerung, auch zahlreicher Delegierter: Es müsse zu einer Angleichung der kirchlichen Leitsätze an den modernen Lebensentwurf kommen.

Aber, so der Stadtdechant: "Ein Lehrsatz der Kirche muss eindeutig sowohl aus der Schrift, der Tradition und dem Lehramt abgeleitet werden können. Das heißt: Des Volkes Stimme, der an sich ehrbare Wunsch nach mehr Glaubwürdigkeit oder Zeitgemäßheit, auch die Feststellung offensichtlichen Fehler in der Anwendung von Glaubenssätzen oder im moralischen Leben der Kirche reichen als Argumentation für die Veränderung von Lehrsätzen nicht aus."

Die theologischen Argumentantionslinien der vorgelegten Papiere wirkten "konturenlos und wenig konsistent". Wolle man von Deutschland aus weitgehende Reformen anstoßen, "müssen sie sich mehr der theologischen Systematik bedienen und weniger offenkundig zielbestimmt, also teleologisch sein". Es sei nicht ausgeschlossen, dass das teilweise erfolgreich sein könnte. "Aber dem muss mehr theologische Gründlichkeit, mehr seriöse Rückbindung an die Heilige Schrift, mehr Würdigung der Tradition der Kirche und in gewisser Hinsicht auch mehr Respekt vor dem Lehramt vorausgehen", so der Stadtdechant in dem Gastkommentar.