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Umstrittenes Projekt von Kardinal Woelki:Land NRW untersagt Priesterausbildung an Kölner Hochschule

Stadtdechant Picken warnt vor Konflikt zwischen Staat und Kirche und möglichen verheerenden Konsequenzen
Datum:
22. Sep. 2022
Von:
Stefan Schultz

Die NRW-Landesregierung besteht darauf, dass die von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki geförderte Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT) keine Priester im Erzbistum Köln ausbildet. Hintergrund ist ein Vertrag zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und dem Vatikan, dem sogenannten Preußenkonkordat. Sollten weiterhin Priesteramtskandidaten eingeschrieben werden, droht das Land mit einem Vertragsverletzungsverfahren beim Heiligen Stuhl in Rom. Das machte NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes in einem Bericht an den Wissenschaftsausschuss des Landtages deutlich.

Die Hochschule sei aufgefordert worden, allen nach dem Wintersemester 2019/20 eingeschriebenen Priesteramtskandidaten einen Wechsel an die Universität Bonn nahezulegen. 

Die KHKT steht inner- wie außerkirchlich in der Kritik. Zur aktuellen Situation äußerte sich Bonns Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken gegenüber Dr. Raimund Neuß, Redakteur der Kölnischen Rundschau. 

 

Wie bewerten Sie die Intervention der Landesregierung in Sachen KHKT, was muss jetzt geschehen?

Hier zeigt sich ein Kommunikationsdefizit. Man hätte die Planungen zur universitären Priesterausbildung mit der Landesregierung abgleichen und auch mit den Gremien des Erzbistums beraten sollen. Dass die Ministerin auf die Einhaltung des Konkordates drängt, ist nachvollziehbar. Solche Verträge sind für beide Seiten bindend. Hier kosten sie den Staat enormes Geld. Das Land unterhält eine theologische Fakultät in Bonn mit ca. 12 Millionen Euro Kosten jährlich, damit dort die Priesterausbildung stattfinden kann. Das wäre finanziell unverantwortlich, wenn die Ausbildung faktisch nach Köln verlagert würde. Meines Erachtens muss Kardinal Woelki jetzt dafür Sorge tragen, dass alle Priesteramtskandidaten beider Ausbildungshäuser, also nicht nur die Erstsemester, in der Regel in Bonn studieren. Anderenfalls riskiert das Erzbistum Köln einen Konflikt zwischen Staat und Kirche, wie es ihn seit dem Zweiten Weltkrieg nicht gegeben hat. Das könnte verheerende Konsequenzen nach sich ziehen.

Ist die Auslegung des Konkordats denn wirklich eindeutig – oder stimmt nicht eher, was der Bonner Staatskirchenrechtler Christian Hillgruber sagt, also es begünstigt einseitig die katholische Kirche, verbietet dem Bischof aber nicht die Errichtung neuer Hochschulen zur Priesterausbildung?

Bei der Auslegung des Konkordates teile ich die Einschätzung des Ministeriums, die im Übrigen von vielen Kirchen- und Staatsrechtlern, beispielsweise Prof. Josef Isensee, vertreten wird.

Nun sieht die KHKT von der Immatrikulation neuer Priesteramtskandidaten ab. Ist der Streit damit erledigt? 

Wenn ich es richtig verstehe, müssen nicht nur Erstsemester, sondern in der Regel alle Priesteramtskandidaten in Bonn eingeschrieben werden. Das gilt es zu beachten. Die Kontroverse über die Kölner Hochschule ist damit aber nicht beendet. Es bleibt offen, ob und wofür es diese Hochschule braucht und ob das Erzbistum Köln sie sich finanziell leisten kann. Ich für meinen Teil finde wie viele andere die Kölner Hochschule nach Abwägung aller Argumente unnötig.

Die KHKT berichtet von großer Nachfrage von Laien, die Theologie studieren wollen, ohne Priester zu werden. Ist so ein zusätzliches Bildungsangebot dann sinnvoll? 

Es wäre interessant zu wissen, was die Kölner Hochschule unter einer großen Nachfrage versteht?  Wenn es sie gibt, wäre das eine erfreuliche Tendenz. Jedoch braucht es für die Befriedigung dieser Nachfrage nicht die Kölner Hochschule, denn die Bonner Fakultät steht jedem offen, der sich für das Fach Theologie interessiert.