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Bonner Stadtdechant erleichtert:Kölner Bistumsleitung äußert sich – „Schweigen war die falsche Kommunikationsstrategie“

Persönliche Stellungnahme von Kardinal Woelki nicht ersetzbar
Datum:
12. Aug. 2022
Von:
Stefan Schultz
Schlüsselübergabe am Generalvikariat: der bisherige Generalvikar Msgr. Dr. Markus Hofmann übergibt symbolisch die Schlüssel der Erzbischöflichen Verwaltung an seinen Nachfolger Msgr. Guido Assmann.

Bonns Stadtdechant, Dr. Wolfgang Picken, äußert sich zu dem Brief des Kölner Generalvikars, Msgr. Guido Assmann, der an die Mitarbeitenden des Erzbistums Köln gerichtet war. Darin nimmt Msgr. Assmann zur Berichterstattung über die „Informationsstrategie“ im Erzbistum Köln Stellung. „Ich bin erleichtert, dass die Bistumsleitung nicht an ihrer Ankündigung festgehalten hat, sich zu der Veröffentlichung im Kölner Stadtanzeiger nicht äußern zu wollen“, so Dr. Picken. Er und die Stadtdechanten von Köln, Düsseldorf und Wuppertal hatten in getrennten Erklärungen Kardinal Rainer Woelki aufgefordert, sich zu den jüngst gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu erklären. „Wir sind übereinstimmend der Auffassung, dass es in solchen Krisen die falsche Kommunikationsstrategie ist, zu schweigen“, erläutert er weiter.

Der Kölner Stadtanzeiger hatte durch die Veröffentlichung eines internen Strategiepapiers der PR-Berater des Kardinals Anstoß für die Vermutung gegeben, Kardinal Woelki habe den Betroffenenbeirat instrumentalisiert und einen Journalisten manipuliert. Zwei ehemalige Mitglieder des Betroffenenbeirates im Erzbistum Köln hatten daraufhin den Vorwurf erhoben, sie seien durch das Vorgehen des Kardinals erneut missbraucht und traumatisiert worden. Wenig später missbilligte der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz Woelkis Verhalten und die Missbrauchsbeauftrage der Bundesregierung äußerte scharfe Kritik am Kölner Erzbischof.

Persönliche Stellungnahme von Kardinal Woelki nicht ersetzbar
Msgr. Assmann an Vorgängen unbeteiligt

„Die meisten dürften erwartet haben, dass sich Kardinal Woelki persönlich äußert. Schließlich geht es hier um seine Glaubwürdigkeit als Erzbischof“, sagt Bonns Stadtdechant. Dr. Picken vermutet, die Erklärung des Generalvikars werde eine direkte Kommunikation von Kardinal Woelki nicht ersetzen. Das gelte besonders, weil Msgr. Assmann selbst nicht an den entsprechenden Vorgängen beteiligt gewesen sei. Zu diesem Zeitpunkt war Msgr. Dr. Markus Hofmann Generalvikar im Erzbistum Köln. Msgr. Assmann bekleidet diese Funktion erst seit vier Wochen. Das könne die Frage aufwerfen, weshalb Msgr. Assmann sich in der Lage sehe, „definitiv“ ausschließen zu können, dass die Vorwürfe gegen Kardinal Woelki zutreffen. Auch dürfte für viele schwer nachvollziehbar sein, wie Msgr. Assmann als Unbeteiligter in seiner Stellungnahme resümierend schreiben könne „wir haben nicht nach einem Drehbuch Dritter gehandelt.“. Bonns Stadtdechant ist überzeugt: „Eine direkte Erklärung von Kardinal Woelke würde authentischer und hilfreicher sein.“ Der Erzbischof setze sich stattdessen unnötig dem Vorwurf aus, einer Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen und neue Kommunikationsfehler zu machen.

Eine Erklärung nur an Mitarbeitende
Starke Kritik an Medien und Öffentlichkeit

Bonn Stadtdechant bewertet kritisch, dass sich die Erklärung des neuen Generalvikars nur an Mitarbeitende des Erzbistums richte. „Es könnte ratsamer sein, sich in einer vergleichbaren Krisensituation an alle im Erzbistum zu wenden. Damit würden sich auch die Gläubigen angesprochen und ernstgenommen fühlen“, meint Dr. Picken. Auch sei er skeptisch, ob die kritische Bewertung von Öffentlichkeit und Medien, wie sie Msgr. Assmann in seiner Erklärung vornehme, im Kontext der Missbrauchsaufarbeitung hilfreich wäre. „Es ist die Erfahrung der letzten Jahre, dass es ohne die Aufklärungsarbeit der Medien und eine kritische Debatte in der Öffentlichkeit keine hinreichende Transparenz über den Missbrauch in der Kirche und auch keine erfolgreiche Prävention gäbe“, führt der Theologe und Politologe aus. Daher sei hier eine größere Zurückhaltung bei der Medienkritik und ein Mehr an Selbstkritik ratsam. Schließlich äußert Bonns Stadtdechant die Hoffnung, dass Kardinal Woelki den Kontakt zu den ehemaligen Mitgliedern des Betroffenenbeirats aufnimmt, um Missverständnisse auszuräumen und Versöhnung zu ermöglichen: „Wenn sich Missbrauchsopfer erneut von der Kirche missbraucht fühlen, dann sollte Kirche sofort handeln und eine Klärung versuchen!“