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Predigtreihe im Advent:In der Krise ist Gott an unserer Seite

Am dritten Adventssonntag vermittelte Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken in seiner Predigt eine hoffnungsvolle Botschaft: Gott wird uns in keiner Krise untergehen lassen.
Datum:
13. Dez. 2020
Von:
Ayla Jacob

Der Titel der Adventspredigtreihe könnte die aktuelle Zeit nicht besser beschreiben: "Komm, o Heiland, in Krisenzeit" ist das Leitwort, mit dem Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken die Gläubigen durch die Adventszeit begleitet. So auch an diesem dritten Adventssonntag, der unter dem Motto "Gaudate - Freut Euch" steht. Nächster - und letzter - Termin der Predigtreihe ist am 20. Dezember ab 12 Uhr in der Kirche Sankt Remigius, Brüdergasse 8.

Zunächst lenkte der Stadtdechant den Blick auf den Verlauf der letzten Tage. Eine Zeit, in der wir erleben mussten, "wie sich die Krisenlage in Gesellschaft und Kirche zuspitzt". Der Teillockdown habe das exponentielle Wachstum der Infektionszahlen gestoppt, eine Entspannung der Lage aber sei nicht in Sicht. "Nicht und vor allem nicht konsequent genug zu handeln kommt einem Spiel mit Menschenleben gleich, weshalb die seit Wochen zögerliche Haltung der Politik ein verheerender Fehler ist", fand Picken deutliche Worte. Die Folge: Die Angst vor Ansteckung und den möglicherweise unbeherrschbaren Folgen der Pandemie nehmen zu. "Das sind fraglos Symptome einer schweren Krise. Sie treffen uns alle."

Genauso verhalte es sich mit der Kirche. "Jede Woche denkt man sich, es könne eigentlich nicht mehr schlimmer kommen, um dann doch die gegenteilige Erfahrung zu machen", so der Stadtdechant. Die medial zu Tage geförderten neuen Enthüllungen zum Missbrauchsskandal und seiner Vertuschung machten "schlicht fassungslos". Man könne verstehen, wenn Menschen dies zum Anlass nähmen, "das Vertrauen zu verlieren und die Kirche zu verlassen", sagte Picken. "Ein unermesslicher Schaden für die Kirche und, was noch schlimmer wiegt, ein Ausgangspunkt dafür, dass manche Menschen vermutlich ganz den Glauben an Gott verlieren." Man habe Angst um die Kirche, um den Fortbestand des Glaubens, "der für die Zukunft einer bedrohten Welt große Bedeutung besitzt". All das, so Picken, "sind Merkmale einer tiefgehenden Krise". So habe man "allen Anlass zu einem Ausruf, wie ihn das Motto unserer Predigtreihe formuliert. »Komm, oh Heiland, in Krisenzeiten!«" Verbunden damit sei eine sehnsüchtige Suche nach etwas, das helfen könne. Der Krise zu begegnen oder die Kraft zu vermitteln, sie unbeschadet zu überstehen. 

Da wirke es fast grotesk, dass man am dritten Adventssonntag den Gaudete-Sonntag begehe. "Freuet Euch, noch einmal sage ich euch, freuet euch" sei ein Appell, der an der aktuellen Realität vorbei zu gehen scheine. Aber, so stellte Picken fest, manchmal sei es gerade "die absurde Intervention, die in schweren Lagen weiterhilft und Bewegung auslöst". Verliere der Mensch seine Freude - am Leben, am Glauben -, gebe es wenig Hoffnung auf Veränderung oder Heilung. "Wenn wir in Traurigkeit, Frustration oder Depression gefangen sind, hilft nichts mehr."

Helfen könne eins: Den Blick auf das Ganze weiten. Das könne dazubeitragen, dass die Krise nicht zur Infragestellung des Ganzen führe - der Existenz, der Kirche oder des Glaubens. "Dabei stelle ich fest: Es hat im Rückblick betrachtet bereits Krisen gegeben, auch vermutlich solche, die im Ausmaß vergleichbar waren, und ich bin ihnen entkommen", fand Picken hoffnungsvolle Worte. Ähnlich verhalte es sich auch mit der Menschheit und der Kirche: Krisen müssen einen nicht verschlingen, vielmehr bedeuteten sie im Rückblick einen Wendepunkt, der zu Neuem führt. Folge man diesem Gedanken, "ist man der Anwesenheit Gottes auf der Spur".

Er ist mit uns - nicht nur in Krisenmomenten. Denn das Leben kenne nicht nur Rettung aus Notlagen, es habe auch viele Höhepunkte gegeben, "die man derselben göttlichen Handschrift verdankt". So zeige sich die Freude, von der am Gaudete-Sonntag die Rede ist. "Gemeint ist eine innere Sicherheit, ein Gefühl von Geborgenheit,  weil ich mir der Bedeutung bewusst bin, die ich für Gott besitze und mir klarmache, dass er mich in keiner, auch in dieser Krise nicht untergehen lassen wird", so der Stadtdechant. Veränderung und Heilung würden kommen, "wenn auch anders und zu anderer Zeit, als wir es annehmen. Deshalb: Komm, oh Heiland, in Krisenzeiten!“

Die Predigtreihe wird am 20. Dezember fortgesetzt. Es empfiehlt sich, rechtzeitig vor Ort zu sein, da die Plätze in der Kirche Sankt Remigius wegen Corona begrenzt ist. Die Messe wird live im Internet übertragen, der Link wird rechtzeitig bekannt gegeben.