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Dritter Lockdown:Bonns Stadtdechant kritisiert konzeptionslose Coronastrategie 

Dr. Wolfgang Picken äußert sich in seinem aktuellen Podcast zum dritten Lockdown: "Feiertage sind keine beliebige Manövriermasse einer Krisenpolitik"
Datum:
23. März 2021
Von:
Ayla Jacob

Bonns Stadtdechant, Dr. Wolfgang Picken, kritisiert die Entscheidung der Regierungschefs von Bund und Ländern zum erneuten Shutdown, die gestern Nacht getroffen wurde: „Dass die Politik ein weiteres Mal Feiertage zur Coronabremse umfunktionieren und sie einer konzeptionslosen Strategie in der Coronabekämpung opfert, erscheint als Zumutung“, so Picken in seinem aktuellen Podcast. Nach dem Weihnachtsfest im vergangenen Jahr nutze man nun auch die Osterfeiertage, um eine Welle neuer Covid19-Neuinfektionen zu brechen. Mit radikalen Auflagen unterbinde man erneut familiäre Begegnungen und kirchliche Feiern, so als ob hohe religiöse Feste eine beliebige Manövriermasse der Krisenpolitik seien. 

"Dass Ostern als Fest ausfallen muss, erscheint als Folge einer verfehlten Coronapolitik"

Es erscheine fast bereits als vorsätzliche Methode, die Feiertagswochenenden für solche Maßnahmen zu nutzen, weil sie sich als „freie Zeiten im Kalender“ anbieten würden, stellt der Bonner Stadtdechant fest. Es sei aber nicht glaubwürdig und angemessen, notwendige Coronamaßnahmen bewusst auf solche Tage aufzuschieben. Vielmehr müssten diese unmittelbar dann umgesetzt werden, wenn sie sachlich geboten seien. Das verlange sowohl die Logik einer zielgerichteten Pandemiebekämpfung, als auch der Respekt vor den inhaltlichen Bestimmungen und dem gesetzlichen Schutz dieser Feiertage. Vor Wochen hätten Wissenschaftler bereits vor verfrühten Lockerungen gewarnt. Man habe diese Warnung in der Politik bewusst überhört. „Der dritte Lockdown und die Folge, dass Ostern jetzt als Fest erneut ausfallen muss, erscheint als Folge einer verfehlten Coronapolitik“, bewertet Picken. „Es muss sehr verwundern, dass die Politik gar nicht auf die Idee kommt, ein anderes Wochenende durch zusätzliche freie Arbeitstage als Coronabremse zu nutzen. Dazu hätten sich das kommende Wochenende oder das Nachosterwochenende geeignet. So würden beide Ziele erreicht. Man könnte die notwendigen Coronabremse umsetzen und die Bürger hätten zusätzlich die Möglichkeit, im begrenzten Umfang das Osterfest zu begehen.“

"Die Coronabekämpfung muss mit dem Bürger und nicht gegen ihn erfolgen"

Es sei dringend erforderlich, dass die politisch Verantwortlichen die Emotionen der Menschen und nicht zuletzt auch die religiösen Gefühle wieder mehr respektierten. „Die „Schreibtischpolitik“ der Regierenden mit ihrer gewissen kalten Pragmatik berücksichtigt kaum mehr die Realität der Bürger und erzeugt mit ihrer unprofessionell anmutenden Zick-Zack-Stragegie eine hohe Frustration in der Bevölkerung. Viele Menschen leiden unter den Belastungen und brauchen diese Feiertage, um durchzuatmen und auch seelisch Kraft zu schöpfen“, so der Theologe und Politologe weiter. „Auch fühlen sich viele Bürger nicht mehr hinreichend ernstgenommen und zunehmend willkürlich bevormundet. Das wird dazu führen, dass die Disziplin und Akzeptanz der Coronapolitik nachlassen wird und das Vertrauen in die Politik weiter abnimmt. Genau das aber kann sich eine Coronabekämpfung nicht leisten. Sie muss mit dem Bürger und nicht gegen ihn erfolgen.“