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Beethoven trifft Bonner Münster:BTHVN-Kapitell am Hochchor der Basilika enthüllt

Mit dem Kapitell soll an der Fassade des Bonner Münsters eine bleibende Erinnerung an 2020 als Beethovenjahr geschaffen werden.
Datum:
17. Dez. 2020
Von:
Ayla Jacob

Vor 250 Jahren wurde Ludwig van Beethoven in Bonn geboren. Das Jubiläumsjahr sollte eigentlich ausgiebig begangen, der wohl meistgespielte klassische Komponist umfassend gewürdigt werden. Doch die Corona-Pandemie machte den Bonnern einen Strich auch durch diese Rechnung, viele Veranstaltungen des Beethoven-Jubiläums mussten auf 2021 verschoben werden. Eine Besserung ist nicht in Sicht: Steigende Inzidenzzahlen, eine Zuspitzung der Krise haben zu einem erneuten Lock-Down geführt, so dass weitere Events ausfallen müssen. Auch für die Münsterpfarrei ist das Jahr 2020 ein besonderes Jahr, denn die seit geraumer Zeit laufende Generalsanierung des Bonner Münsters befindet sich in einer heißen Phase, die Arbeiten am Hochchor stehen kurz vor dem Abschluss. „Wir verzeichnen die wohl stärkste Bautätigkeit seit Beginn der Arbeiten“, so Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken.

Doch was hat das eine mit dem anderen zu tun? Nichts, mag man auf den ersten Blick denken. Eine ganze Menge aber, eröffnet sich auf den zweiten. Und zwar wegen eines Kapitells an der Apsis der Basilika, das ausgetauscht werden musste. Der neue Stein nämlich trägt die Buchstaben BTHVN. Und damit den Namen der Gesellschaft, die ins Leben gerufen wurde, um Ideen zu sammeln, Impulse zu geben und Projekte auf die Beine zu stellen, das Komponisten-Jubiläum in Bonn gebührend zu begehen. Außerdem signierte der Komponist selbst seine Briefe und Partituren gelegentlich mit "Bthvn".

Am 17. Dezember, dem Tag, an dem Ludwig van Beethoven getauft worden ist, wurde das Kapitell feierlich enthüllt. Mit dabei waren neben dem Stadtdechanten auch Ralf Birkner von der Beethoven Jubiläums GmbH, Stephan Eisel, Vorsitzender des Vereins „Bürger für Beethoven“, Regionalkantor Markus Karas sowie die Steinmetze Stefan Nett und Andreas Mann von Denkmalpflege Schorn, die das Kapitell gefertigt haben. „Man könnte sagen, dass es zwei Marken für Bonn gibt: Das Bonner Münster und Beethoven“, sagt Picken. Diese beiden habe man zusammenführen wollen. „Es war uns ein Anliegen, an der Fassade des Bonner Münsters eine bleibende Erinnerung an 2020 als das Beethovenjahr zu schaffen“, sagte Picken. Dies sei durch den zeitgenössischen Schriftzug möglich geworden. An anderen großen Kathedralen werde ähnlich verfahren. „Dort tauchen zum Beispiel Dombauer, Probste oder Generalvikare auf.“ In Bonn sei die Wahl auf den Komponisten gefallen, beziehungsweise auf dessen Jubiläumsjahr. Beethoven habe eine besondere Bedeutung für die Stadt Bonn „und ist auch mit dem Bonner Münster eng verflochten“, so der Stadtdechant. Unter anderem habe er dort vom damaligen Organisten Unterricht erhalten und das Instrument in der Basilika gespielt. Außerdem habe er die Münsterschule besucht, die sich damals im Kapitelsaal befand.

„Durch die Taufe in der Remigiuskirche ist die Herkunft Ludwig van Beethovens aus Bonn verbrieft. Sein Dienst als Organist in der Liturgie der Katholischen Kirche in Bonn verbindet sein Streben nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit mit den Werten der Kirche, dies bringt das BTHVN-Kapitell wunderbar zum Ausdruck“, erklärte Ralf Birkner, kaufmännischer Geschäftsführer der Beethoven Jubiläums GmbH. Und auch Stephan Eisel war erfreut: „Das Münster war für Beethoven ein wichtiger Bezugspunkt: Hier ging er zur Schule, durfte Orgel spielen, heute befindet sich dort die Kanzel aus seiner Taufkirche und gegenüber das weltberühmte Beethoven-Denkmal: Es ist sehr passend, dass jetzt in luftiger Höhe auch ein Kapitell mit seinem Namenskürzel an Beethovens 22 Bonner Jahre erinnert."

Bislang waren die Flechtwerkkapitelle an der Apsis der Basilika weitgehend unberührt von den Sanierungsarbeiten geblieben. Eins aber musste ausgetauscht werden, da es den statischen Anforderungen nicht mehr genügte. „Das Flechtband, das die übrigen Kapitelle ziert, stammt aus dem 19. Jahrhundert“, erklärte Picken. Dieses zu imitieren, sei nicht infrage gekommen. „Wenn wir ein neues Kapitell nach einem historischen Vorbild entworfen hätten, wäre es aus der Anfangszeit der Basilika, nicht aber aus der jüngsten Vergangenheit gewesen“, erläuterte der Stadtdechant. Wie die Abschlüsse der Säulen aber damals ausgesehen haben, sei nicht klar. „Darüber gibt es keine Aufzeichnungen.“ Lediglich einen „normalen“ Stein zu nutzen, „war uns zu schlicht“, schloss Picken die zweite Variante aus. Blieb nur etwas komplett Neues. 

„Zuerst haben wir eine Zeichnung angefertigt, allerdings ist es schwierig, perspektivisch zu zeichnen“, beschrieb Mann. Daher wurde ein Modell des Kapitells hergestellt. So sei es einfacher gewesen, sich zu orientieren, erklärte der 31-Jährige. Dass die Enthüllung des Kapitells am Jubeltag des Komponisten stattfinden konnte, ist übrigens unter anderem dem Gerüstbauer HWG Elsing zu verdanken. Die Firma hatte das Gerüst an der Apsis, das derzeit abgebaut wird, ein wenig länger stehen lassen. Und so ihren Teil dazu beigetragen, dass das Beethovenjahr auf dem Wahrzeichen der Bundesstadt verewigt werden konnte – Corona zum Trotz.