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Podcast zum synodalen Weg:Papstwort läuft ins Leere

Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant und Delegierter für den synodalen Weg, äußert in seinem aktuellen Podcast Verwunderung über die fehlende Offenheit im Präsidium des synodalen Wegs
Datum:
27. Nov. 2020
Von:
Ayla Jacob

Die katholische Kirche beschreitet den synodalen Weg. Vertreter der Bischofskonferenz, des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, gewählte Delegierte der Priesterräte, Ordensleute und ernannte Mitglieder bilden die synodale Versammlung. Ihr Ziel: Nach dem Missbrauchsskandal und dem Mitgliederschwund, mit dem die Kirche zu kämpfen hat, sollen Reformen angedacht und praxisrelevante Ergebnisse erarbeitet werden. Dies sei, so Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken in seinem aktuellen Podcast, zwar „ein Anliegen, das wichtig und dringend erscheint“. Anhand der vier festgelegten Diskussionspunkte aber zeige sich, dass Fragen aufgeworfen würden, „die die Weltkirche betreffen und nicht allein in Deutschland zu einer Entscheidung geführt werden können“.

Schnell könnte laut Picken die Gefahr bestehen, „die Deutsche Rolle zu überschätzen, im hiesigen Kirchenvolk Frustration zu produzieren“. Dann nämlich, wenn die Weltkirche die deutschen Impulse nicht übernimmt. Der Blick des synodalen Wegs sollte daher nach Rom gerichtet sein, „damit die Überlegungen und Reformbestrebungen konstruktiv und diskussionsfähig bleiben“. Damit das gelingt, sei von Beginn ein Austausch mit dem Vatikan notwendig. Doch derzeit sehe es so aus, als würde es zu Mehrheitsvoten „auch in den Bereichen kommen, die mit der gelten Lehrmeinung und dem Kirchenrecht nicht vereinbar sind“, so der Bonner Stadtdechant, der auchDelegierter für den synodalen Weg ist. Die Protagonisten erhofften sich, Veränderungen auf Ebene der Weltkirche anzustoßen. Gelinge das nicht, „halten es nicht wenige für möglich, dass es zu einer Absatzbewegung von Teilen der Deutschen Kirche kommen könnte“.

Worte des Papstes, Schreiben aus Rom würden selektiv ausgewertet. Da, wo Grenzen des synodalen Wegs aufgezeigt werden, werden sie als nicht wirklich zielgerichtet interpretiert. Oder es werden die Passagen zitiert, „die grundsätzlich zum Dialog und zu Reformbemühungen ermutigen“, erläutert Picken. Kritik und Ermahnungen bleiben ungehört – oder werden schlicht ignoriert, so der Stadtdechant. In der Vergangenheit habe der Vatikan zum Beispiel betont, dass Gemeinden nicht willkürlich aufgegeben werden dürfen. Und dass die letztverantwortliche Leitung in der Kirche auf allen Ebenen durch geweihte Priester oder Bischöfe erfolgen müsse. „Die inhaltliche Arbeit im synodalen Weg hingegen verfolgt eine weitgehende Trennung von Weiheamt und Weihegewalt und eine nahezu vollständige Demokratisierung der Kirche“, stellt Picken fest. Die Gläubigen könnten Pfarrer und Bischöfe ernennen, deren Amtszeit begrenzt sein. „Alle Leitungsentscheidungen würden demokratisch getroffen.“ Die Geweihten wären dabei weitgehend eine Gruppe unter gleichen. Die Diskrepanz zwischen diesen Überlegungen und der kirchlichen Praxis, aber auch den neuesten Dokumenten aus dem Vatikan könnte, so Picken, größer nicht sein.

Auch nach klaren Worten des Papstes bei der Generalaudienz am Mittwoch, die zum Nachdenken hätten anregen müssen, bleibe genau das aus. Selbstreflektion finde nicht statt. Im Gegenteil. Nichts und niemand – auch nicht der Papst – könne die Mehrheit der synodalen Versammlung zum Nachdenken bringen. „Ein solch nahezu ignorantes und selbstreferentielles Verhalten macht deutlich, wie sehr sich der synodale Weg faktisch abkoppelt und gedanklich unabhängig entwickelt“, stellt Picken fest. Der Frage, wie damit umgegangen werden soll, „wenn durch den synodalen Weg ein überwindbarer Graben zwischen der Deutschen Kirche und der Weltkirche manifestiert wird, scheint sich für die Verantwortlichen nicht zu stellen. Einheit wird aber nicht bewahrt, indem man Spaltung provoziert, und Frustration mit ihren Folgen kann man nicht vermieden, wenn man sie wissentlich erzeugt.“