Zum Inhalt springen

Abschied von Marion Hauck:„Frei heraus, ohne Umschweife und Drumherumreden“

Familie, Freunde und Mitarbeiter nehmen Abschied von Marion Hauck. Trauerfeier mit Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken
Trauerzug zum Mausoleum von Carstanjen, der letzten Ruhestätte von Marion Hauck
Datum:
21. Sep. 2020
Von:
Ayla Jacob
Marion Hauck

Bad Godesberg hat Abschied von Marion Hauck genommen. Neben Angehörigen, Freunden und Mitarbeitern waren auch zahlreiche weitere Weggefährten am Montagmorgen in die Kirche Sankt Marien gekommen, um die Pächterin der Godesburg auf ihrem letzten Weg zu begleiten – zunächst im Trauergottesdienst, anschließend bei der Beisetzung im Mausoleum von Carstanjen. Hauck war am 12. September im Alter von 60 Jahren verstorben, die Anteilnahme war und ist auch jenseits der Bad Godesberger Grenzen groß.

So auch bei den Helfern und Gästen des Suppenhimmels, den Marion Hauck mit initiiert hat. Seit mehr als fünf Jahren erhält dort jeder, der möchte, eine warme Mittagsmahlzeit (derzeit sind es Corona-bedingt Lunchpakete, die verteilt werden), man kommt ins Gespräch – und gibt, was man kann. Spender waren und sind unter anderem Bad Godesberger Gastronomen, darunter die Godesburg, und das teilweise sogar zweimal pro Woche. Doch auch darüber hinaus lag Marion Hauck „ihr“ Suppenhimmel am Herzen. „Stieg ein Restaurant aus, ließ sie nicht locker und sorgte schnell für Ersatz“, erzählt Diakon Gerd Klein. Als der Begegnungsort wegen der Corona-Krise schließen musste, habe sie nicht geruht, bis eine Alternative gefunden war. Und wenn sich Helfer und Gäste zusammensetzen, so zum Beispiel beim Adventcafé, war die Herrin der Godesburg mittendrin. Auch noch im vergangenen Jahr, als sie schon auf den Rollstuhl angewiesen war. „Sie hat die Gäste sehr beeindruckt“, erinnert sich Klein. „Sie wird uns nicht nur gastronomisch, sondern vor allem auch menschlich fehlen.“

In seiner sehr persönlichen Predigt nahm Dr. Wolfgang Picken, Stadtdechant und derzeitiger Pfarrverweser für den Seelsorgebereich Bad Godesberg, der 16 Jahre in Bad Godesberg als Pfarrer tätig war, die Trauernden zunächst auf eine Reise in die jüngere Vergangenheit mit. Genauer gesagt: Zur Feier anlässlich Marion Haucks 60. Geburtstag, den sie im November 2019 feierte. Damals, so erinnerte Picken, wurde das Lied „Zu Asche, zu Staub“, bekannt aus der Serie Babylon Berlin, immer wieder als Videoclip gespielt – verbunden mit morbiden Szenen aus den 1930er Jahren, kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. „Die Jubilarin ließ ihren Gästen keine Wahl. Wir mussten alle mit ihr ohne Ausflucht aushalten, dass dieser Geburtstag vermutlich ihr letzter sein würde“, so Picken. Schonungslos ehrlich mit dem, was gewesen war, mit dem was kommen würde. „So war sie nicht nur an diesem Abend. Es war ihr Wesen. Frei heraus, ohne Umschweife und Drumherumreden.“ „Der ‚Drache der Godesburg‘, wie ich sie liebevoll nannte, konnte beeindrucken und originell sein, er konnte aber auch verschrecken und Qualm verbreiten“, sagte Picken.

Neben ihrer unbedingten Lebenskraft, der Freude am Dasein und der Fähigkeit, die Höhen ausgiebig zu genießen, habe der Wille gestanden, „sich den Herausforderungen des Lebens und damit auch des Sterbens zu stellen“. Zurückweichen, aufgeben, resignieren – das sei ihr fremd gewesen, so Picken. Bei den Tiefschlägen, die das Leben zu bieten hatte. Und auch im Umgang mit der Krankheit, die vor zwei Jahren bei ihr diagnostiziert worden ist: ALS. Kurz sei er nicht sicher gewesen, ob sie den Kampf aufnehmen würde, sagte Picken, der lange Jahre eng mit Marion Hauck verbunden gewesen war. Dann aber habe sie zugepackt. Und gesagt: „Das Leben geht eben einmal zu Ende und jetzt bin ich dran. Doof, aber so ist es halt.“

In den letzten Monaten sei sie, die Netzwerkerin und engagierte Frau, ihrerseits von einem Netzwerk umgeben gewesen, das trug, so Picken. Kinder und Mitarbeiter, Freunde und Weggefährten waren da. Und boten Hilfe, „um die zu bitten ihr nicht einfach gewesen wäre“, sagte der Stadtdechant über die gläubige Christin. Sie sei überzeigt gewesen, dass Gott die Menschen nicht am Boden liegen lässt. Dass Resignation und Angst vor dem Tod nicht nötig seien. Weil sicher die Auferstehung und das Leben in Fülle folgen. „Ich bin mir sicher, sich wird das jetzt genießen und jeder von uns wird sich anders ausmalen dürfen, wie es für Marion konkret aussieht“, sagte Picken. Wahrscheinlich, so vermutete der Stadtdechant, „mit einem kühlen Glas Weißwein in der Hand“.