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Worte zum neuen Jahr:Das Verbindende steht im Vordergrund

Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken appelliert zum Jahresbeginn daran, sich mutig dem Neuen zu stellen, Veränderungen zuzulassen und gleichzeitig Spaltung und Polarisierung zu vermeiden
Datum:
1. Jan. 2021
Von:
Ayla Jacob

Die Zeit rund um den Jahreswechsel ist für viele eine Zeit, das Vergangene Revue passieren zu lassen und gleichzeitig Pläne für die Zukunft zu schmieden. Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken nutzte Silvester und Neujahr dazu, den Blick nach vorne zu richten. Sein Appell: Die Gesellschaft im Allgemeinen und die Christen im Besonderen sollten sich mutig dem Neuen stellen, Veränderungen zulassen und das Verbindende im Blick behalten - stets darauf vertrauend, dass Gott an ihrer Seite stehen wird. Außerdem, so Picken, seien Auseinandersetzungen wichtig. Auf jeden Fall aber sollten Polarisierung und Spaltung vermieden werden.

Das neue Jahr starte mit einer hoffnungsvollen Prognose, hervorgerufen durch einen starken Aktienmarkt und den Start der Corona-Impfungen, so der Stadtdechant. Dem gegenüber aber stünden die Langzeitwirkungen der Krise „mit der zusätzlichen Verschuldung des Staates und der Insolvenz vieler Unternehmen, mit der finanziellen Not zahlloser Bürger, oder auch mit den nachhaltigen Folgen der Pandemie für die physische und seelische Gesundheit vieler Menschen“. Diese beiden Pole seien, so Picken, nur schwierig in Einklang zu bringen. „Nicht ausgeschlossen, dass mehr unwiederbringlich ins Rutschen gebracht und die soziale Schere weiter auseinandergerissen ist, als uns Recht sein kann. Schon bald werden wir sehen, welche Folgen das Jahr 2020 für das soziale, kulturelle und religiöse Leben nach sich zieht.“

Mögliche Folgen: ein steigender Polarisierungsdruck, emotionalere Debatten, tiefere Gräben. Darüber hinaus, so Picken, könnte es schwieriger werden, „sich in der Fülle von Tendenzberichten seine eigene Meinung zu bilden und seinen Charakter zu wahren“.

Was also könnte helfen? Was uns davon abbringen, der Veränderung den Rücken zu kehren und im Alten zu verharren? Hilfreich ist laut Picken ein Rat, den Abraham von Gott empfängt: „Sei ganz Du selbst. Sei, was Du bist!“ Denn auch wenn Anpassungsfähigkeit wichtig sein kann, „zu viel Opportunismus korrumpiert uns Menschen. Wir verlieren uns dabei. Glücklich können wir nur werden, wenn wir unser eigenes Leben leben.“ Das sei nicht nur die Chance für das Individuum, sondern auch für die Zukunft der Gesellschaft. „Sie lebt von der Unterschiedlichkeit und Vielfalt, auch von der Haltung und dem Charakter des einzelnen“, führt Picken aus. Und vor allem: Wer neue Wege beschreitet, ist nicht allein. „Gott wird uns nicht nur Neues zeigen, er wird uns dabei nahe sein und beschützen“, ist der Stadtdechant überzeugt.

Mit dieser Gewissheit verbindet Picken einen Appell an die Gläubigen: Das neue Jahr bewusst als Christ zu leben. Daran erinnere der Neujahrstag, das Hochfest der Gottesmutter. „Das setzt aber voraus, dass ein jeder von uns daran glaubt, ausgewählt und berufen zu sein, und überdies in dieses Geheimnis einwilligt und darauf vertraut, dass Gott mit ihm gehen wird.“ Sonst werde es schwierig. Denn, so der Stadtdechant, man könne als Christ heute schnell die Orientierung verlieren. Es könne schnell passieren, dass man sich nur noch sagen lasse, was andere, „was Priester und Theologen, Journalisten oder Meinungsmacher über Christus ins Wort bringen, statt uns selbst mit ihm in den unmittelbaren Dialog zu begeben“. 

Nichts sei abstoßender und stelle die eigene Glaubwürdigkeit mehr in Frage, „als wenn unseren Worten keine Taten folgen und nichts gefährdet langfristig mehr die Autorität Jesu, als wenn wir seine Worte verfälschen und wunschgemäß zurechtbiegen, nur um die Widerstände in uns, in unserer Gesellschaft oder aber auch in der Kirche aufzulösen“, ist Picken überzeugt.

Dabei könne ein jeder hoffnungsvoll in die Zukunft schauen. Denn: „Es gibt keinen Grund zur Resignation oder Lethargie. Es gibt nichts, was uns davon abhalten dürfte, ich betone nichts, auch 2021 als Christ zu leben.“